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Industrie- und Filmmuseum Wolfen Industrie- und Filmmuseum Wolfen: Defa-Film wiederentdeckt

10.03.2015, 12:42

Wolfen - „Das zweite Leben des Friedrich Wilhelm Georg Platow“ ist turbulent. Damit sind sowohl der Film an sich als auch die Geschichte gemeint.

Der Defa-Streifen gehört zu jenen Arbeiten ostdeutscher Produzenten, die den DDR-Kulturschaffenden zu weit gingen und es deswegen schwer hatten, überhaupt zum Publikum durchzudringen. Wegen seiner großen Realitätsnähe hieß das für „Das zweite Leben des Friedrich Wilhelm Georg Platow“: keine Premiere, wenige Kopien für die Studiokinos, kein Einsatz im Ausland.

Roland Dressel, dessen Debüt als Defa-Chefkameramann der Film war, durfte von da nur noch Fernsehaufträge ausführen. Mit einem Blick zurück sagt er: „Der hatte es in sich dieser Film, er unterschied sich in der Struktur, im Stoff, im Gesamten von alldem, was ich bisher an Filmen mitgemacht hatte.“ Gezeigt wird er jetzt in der Reihe „Filme wiederentdeckt“, die der Förderverein Industrie- und Filmmuseum (Ifm) Wolfen aufgelegt hat, im Ifm.

Geschichte mit Witz

Die Geschichte, die einen recht ernsten wirtschaftlichen wie moralischen Hintergrund hat, hat Witz. Der offenbart sich dem Publikum, der die DDR kennengelernt hat, sofort: Platow, ein kauziger aber sympathischer Schrankenwärter, ist 57 und auf ihn wartet quasi das Abstellgleis.

Nämlich als seine Strecke modernisiert wird, soll er auf den ruhigen Posten an einer Nebenstrecke versetzt werden. Sein Sohn indes soll einen Qualifizierungslehrgang besuchen. Doch dazu hat er keinen Bock. Was liegt näher, als das sich der Vater entschließt, dorthin zu fahren.

Ausgerüstet mit des Sohnes Papieren erlebt der dadurch um zwanzig Jahre Verjüngte auch privat eine zweite Jugend, die natürlich mit Liebe und dem Auffliegen des Schwindels zu tun hat. Tatsächlich beginnt für den alten Kautz Platow nochmal ein neues Leben.

Filmgespräch mit Regisseur Siegfried Kühn

Für das Filmgespräch hat sich Moderator Paul Werner Wagner den Regisseur des Streifens, Siegfried Kühn, eingeladen. Er machte unter anderem interessante und streitbare Filme wie „Zeit der Störche“ (1971), „Unterwegs nach Atlantis“ (1977), „Don Juan, Karl-Liebknecht-Str. 78“ (1980), „Die Schauspielerin“ (1988), (1991), „Die Lügnerin“ (1993) und andere mehr.

Auf „Lots Weib“ können sich die Filme-wiederentdeckt-Fans im April freuen. Die ungewöhnliche Lösung eines Ehekonflikts bildet den Rahmen für die Emanzipationsgeschichte einer Frau in der DDR-Gesellschaft. Der Film erzählt - ohne Schönfärberei - übrigens eine wahre Geschichte.

Das Filmdebüt von Regisseur Egon Günther traf ganz offensichtlich einen Nerv der DDR-Gesellschaft, denn das Publikum war regelrecht begeistert. Der Film wurde auf Geheiß der Partei letztlich aus den Kinos verbannt. Als Gesprächspartnerin von Paul Werner Wagner übrigens kommt Hauptdarstellerin Marita Böhme nach Wolfen.

„Das zweite Leben des Friedrich Wilhelm Georg Platow“ am 18. März um 18.30 Uhr im Ifm gezeigt. Der Förderverein bittet um verbindliche Anmeldung unter 03494/63 64 46. (mz/chf)