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"Ich ticke weiblich" "Ich ticke weiblich": Bitterfelderin ist als Mann geboren und lebt nun als Transfrau

Von Juliane Nentwig 20.01.2019, 08:00
Denina Dennise Schmidt wurde als Mann geboren, fühlt sich aber im Körper einer Frau zuhause.
Denina Dennise Schmidt wurde als Mann geboren, fühlt sich aber im Körper einer Frau zuhause. André Kehrer

Bitterfeld - „Mein Name ist ein Unikat“, erklärt Denina Dennise Schmidt froh. Denina sei von einem Model inspiriert und Dennise stamme aus ihrem „alten Leben“, in dem sie in verschiedenen Städten Sachsen-Anhalts als Dennis Schmidt aufwuchs. Als Junge, später Mann und immer mit dem Gedanken: Etwas an mir ist anders als bei anderen. Ich fühle mich nicht männlich.

Die heute 39-Jährige weiß schon lange, dass ihre Geschlechtsidentität nicht mit den äußerlichen Körpermerkmalen übereinstimmt, die sie am Anfang ihres Lebens erhalten hat: Sie ist trans. Mit zehn Jahren zog sie sich - damals noch im Geheimen - Frauenkleider an. Doch erst im Erwachsenenalter outete sich Schmidt vor Freunden und der Familie.

„Ich kostümiere mich nicht, ich will normal als Frau leben“

Von der Begrifflichkeit „Transgender“ und auch davon, dass Hormontherapien und geschlechtsangleichende Operationen möglich seien, habe sie erst vor einigen Jahren erfahren. „Darauf hat mich meine beste Freundin aufmerksam gemacht“, erinnert sich Schmidt. Vor allem, seitdem sie Mitte des Jahres 2015 einen Psychologen aufsuchte und dann weitere Schritte folgten, sei das eine hilfreiche Unterstützung.

„Natürlich werde ich auf der Straße oft komisch angeschaut“, meint Schmidt, doch tendenziell seien die öffentlichen Reaktionen positiver geworden. In der Umgebung gebe es zwar keine größere Transgender-Community, aber Zuspruch erhalte sie eher von Fans aus sozialen Netzwerken.

Des Öfteren würden Transvestiten mit ihr in Kontakt treten, also Menschen, die sich Kleider des anderen Geschlechts anziehen. „Aber ich kostümiere mich nicht, ich will normal als Frau leben“, macht Schmidt deutlich. So wurde sie 2015 von ihrem Psychologen an einen Endokrinologen überwiesen, der ihre Blutwerte daraufhin untersuchte, ob sie einen Mangel oder Überschuss an Sexualhormonen habe.

Ihr Gang, ihre Mimik und Gestik haben sich durch Hormontherapie verändert

Aufgrund des Testosteronmangels bekam Schmidt zum Ende des Jahres ein Rezept für Testosteronblocker und weibliche Sexualhormone ausgestellt. Während der letzten drei Jahre haben sich eine etwas weiblichere Taille sowie größere Brüste entwickelt. „Ich ticke jetzt weiblicher“, berichtet Schmidt.

Auch ihr Gang, ihre Mimik und Gestik haben sich verändert. Die Stimme und auch den Haarwuchs beeinflussen die Hormone nicht, aber Schmidt trainiere regelmäßig mit einer Logopädin und habe sich einer schmerzhaften Nadelepilation unterzogen, bei der ihr Bart entfernt wurde.

Die medizinischen und hormonellen Eingriffe sind bei geschlechtsangleichenden Operationen sehr kostenintensiv, vor allem aber mit einem hohen formalen Aufwand verbunden. Verschiedene Operationen, die noch vor Schmidt liegen, müssen beim Psychologen und der Krankenkasse beantragt und genehmigt werden, für die Namensänderung brauchte sie zusätzlich ein gerichtliches Gutachten. Derzeit wartet Schmidt auf die Zusage zu einer Genital-OP, die bei der Umwandlung von Mann zu Frau mittlerweile sehr erfolgversprechend ist. Dann soll auch eine Brustvergrößerung folgen.

Ihrem Traum, eine Frau zu sein, kommt Denina Dennise Schmidt Stück für Stück näher

Seit 1980 existiert in Deutschland das sogenannte Transsexuellengesetz, das einen rechtlichen Rahmen für die Vornamensänderung ermöglicht. Welche anderen medizinischen oder chirurgischen Eingriffe von der Krankenkasse übernommen werden, ist individuell: Operationen an Stimmbändern oder Kehlkopf zählen beispielsweise zu kosmetisch-ästhetischen Eingriffen. Je nach Notwendigkeit wird im Einzelfall entschieden.

Hingegen gehören Hormon- und Psychotherapie sowie die geschlechtsangleichende Operation zum Standard. Das Bundessozialgericht verpflichtete Krankenkassen 1987 zur Kostenübernahme, weil Transsexualität einen Leidensdruck verursachen könne, der einen „Krankheitswert“ habe.

Ihrem Traum, eine Frau zu sein, kommt Denina Dennise Schmidt Stück für Stück näher. Dafür bringt sie viel Durchhaltevermögen auf, aber eine abgeschlossene Geschlechtsumwandlung ist nicht ihr einziges, endgültiges Ziel. Online träumt sie bereits größer: Davon, Model oder DJ zu sein. (mz)