1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Bitterfeld-Wolfen
  6. >
  7. Horst Tischer zieht sich ins Privatleben zurück

Horst Tischer zieht sich ins Privatleben zurück

Von ULF ROSTALSKY 03.12.2009, 17:18

BITTERFELD/MZ. - Die Mitglieder des Bitterfelder Ortschaftsrates schien die Nachricht nicht zu überraschen. Der Blumenstrauß lag schon bereit, die Reden waren geschrieben, als Bitterfelds Ortsbürgermeister Horst Tischer (SPD) am Mittwochabend auf der Sitzung des Bitterfelder Ortschaftsrates an das Mikrofon trat und seinen Bericht an den Rat mit der Bemerkung begann, dass die Sitzung die letzte sei, die er leiten werde. Konkret: Horst Tischer, Ex-Landrat, seit zwei Jahren Bitterfelder Ortsbürgermeister, Ortschafts- und Stadtratsmitglied, legt zum 31. Dezember alle seine Ämter nieder und zieht sich ins Privatleben zurück. Er glaubt, dass es mit 70 Jahren Zeit für einen solchen Schritt sei. "Und ich am besten dann gehe, wenn ich noch weiß, was ich sage", wie der Kommunalpolitiker aus Leidenschaft betonte.

Nun liege es an seinen bisherigen Mitstreitern, einen Nachfolger zu bestimmen, so Tischer, der sich über anerkennende Worte freuen konnte. Klaus Gatter (Wählerliste Sport) zum Beispiel nannte es bemerkenswert, dass ein Landrat seine Erfahrungen noch einmal in Ortschafts- und Stadträten einbringe. "Das macht wirklich nicht jeder."

Blumenstrauß, herzliche Worte und wohlwollender Beifall rührten Tischer. "Jetzt habe ich doch noch Tränen in den Augen." Doch die Sentimentalität des Abschieds währte nur kurz. Tischer holte im Zusammenhang mit der Debatte um den Fortbestand der Kita "Bussi Bär" noch einmal zum Rundumschlag gegen die Verwaltung aus. Satt habe er die dort praktizierte Arbeit. Niemand sei bereit, Entscheidungen zu treffen. "Das kriegt man bei euch einfach nicht rein", polterte er in Richtung der anwesenden Angestellten. Sich immer auf Entscheidungen des Stadtrates zu berufen, sei nicht richtig. "Wenn Geld gebraucht wird, werden Beschlüsse gefasst. Alles andere ist Tagesgeschäft. Es sind die Angelegenheiten der Stadt."

Tischer in Rage machte klar, dass Entscheidungen zum "Bussi Bär" schnellstens auf den Tisch müssten. Konstrukte wie ein Neubau würden nach derzeitigem Stand einfach zu lange dauern. "In drei Jahren sind das nicht mehr die Probleme der Eltern, die heute hier vor der Tür stehen."

Horst Tischer verlässt die politische Bühne trotz dieser Missstimmung nicht im Groll. Er werde die Übergabe der Amtsgeschäfte an seinen Stellvertreter vorbereiten, betonte er. Welche Frau oder welcher Mann auf seinem Posten folgen wird, ist offen. Tischers Nachfolger wird aus den Reihen der Mitglieder des Ortschaftsrates gewählt.