Hochwasserschutz in Bitterfeld Hochwasserschutz in Bitterfeld: Leine ist wieder in ihrem alten Bett

Bitterfeld - Der Ausflug für die Leine ist vorbei - der Fluss ist wieder in seinem alten Bett. In den vergangenen Tagen ist er rückverlegt worden, denn das Leinesiel hinter der Kleingartenanlage „Goldene Aue“ in Bitterfeld ist nun fertig.
Noch allerdings brummen die Baumaschinen. Die Deichverbindung zwischen dem vorhandenen alten Deich und dem neuen Siel aus Stahlbeton muss noch geschaffen werden. Ende November, sagt Frank Beisitzer, Flussbereichsleiter des Landesbetriebes für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft, wird das geschafft sein. Mit der Inbetriebnahme des Leinesiels ist Bitterfeld ein ganzes Stück sicherer, sollte die Mulde irgendwann doch mal wieder überlaufen.
Technik schiebt Riegel vor
An normalen Tagen geht der Strengbach in die Leine über und die fließt Richtung Mulde. Anders aber bei einer Flut: Dann drückt das Hochwasser der Mulde nämlich in die Leine, die somit gezwungen ist, die Wassermassen entgegen ihrer natürlichen Fließrichtung zu transportieren. Und das ist Richtung Bitterfeld. Dem wird jetzt im wahrsten Sinne ein Riegel vorgeschoben. Denn hier schaltet sich die hochsensible Technik des knapp zwei Millionen Euro teuren Bauwerks ein. Der Schieber des Siels schließt sich, sobald der Wasserstand 75,50 Meter über NN erreicht hat.
Nachdem die Bitterfelder fast zwölf Jahre auf das langerhoffte Hochwasser-Schutzschild warten mussten, ist es nun in nur einem halben Jahr errichtet. Fachleute haben hier ganze Arbeit geleistet - sowohl in der aufwändigen, komplizierten und langwierigen Vorbereitung als auch in der Ausführung.
"Kein Hexenwerk"
Für einen alten Fuchs wie Bauleiter Ingo Tietze von Erd- und Tiefbau Bitterfeld (ETB), der 35 Jahre in der Branche arbeitet, ist das Leinesiel zwar nicht das komplizierteste Objekt seiner Laufbahn, aber auch „kein Allerweltsobjekt“. „Es ist so gesehen eine normale Arbeit für uns, eine durchaus interessante, aber das Leinesiel ist kein Hexenwerk“, meint er und denkt an die wahnsinnige Herausforderung, die die Flut 2002 für ihn und sein Team gewesen ist. Fast 1,5 Milliarden Liter Wasser mussten über eigens errichtete Dämme an der aufgerissenen B 100 aus der Goitzsche abgeleitet werden - und zwar so, dass der Wasserspiegel nur um 30 Zentimeter pro Tag sinkt. Hier, am Leinesiel, brauchen für einen trockenen Baugrund nur sechs Millionen Liter Grundwasser am Tag ganz normal abgepumpt zu werden - immerhin: die Füllung eines Swimmingpools etwas betuchterer Leute. (mz)