Historische Dokumente Historische Dokumente: Alte Handschriften von großem Wert
Wittenberg/MZ. - Die Blätter sind vergilbt, mit einer schwungvollen Handschrift bedeckt - vor allem aber sind sie alt, sehr alt und sehr wertvoll. Es handelt sich zum Teil um Dokumente, die aus der Zeit Lucas Cranach des Jüngeren (1515 bis 1586) stammen.
Am Donnerstag haben diese einmaligen Zeugnisse der Wittenberger Geschichte den Besitzer gewechselt. Eine Braunschweiger Familie hat sich, nicht ganz leichten Herzens, von den Stücken, die über Jahrhunderte von Generation zu Generation weiter gegeben wurden, getrennt, um sie der Lutherstadt zu schenken. Dass sie dort in guten Händen sind, Oberbürgermeister Eckhard Naumann hat es nachdrücklich versichert.
"Ich freue mich, dass die Schriftstücke sind, wo sie hingehören", sagte die 83-jährige Helga Wille-Baumkauff am Donnerstag bei der Übergabe im Schloss zu Wittenberg. Sie verhehlte nicht, dass sich auch andere Museen für die historischen Zeugnisse interessiert hätten. "Aber Wittenberg ist uns in den letzten zehn Jahren sehr lieb geworden. Hier ist so viel geschehen und die Bürgerinitiative hat so viel geleistet, um die Spuren der Geschichte vor der Vernichtung zu retten."
Helga Wille-Baumkauff und ihre Schwester Barbara Gattermann erinnerten sich am Donnerstag ihrer Vorfahren, die einst in Wittenberg lebten: "Unser Großvater ist noch in der Cranach-Apotheke aufgewachsen." Zu ihrer Familie zählt auch der einstige Bürgermeister Dörfurt, der laut Cranach-Experte Dietrich Lücke ebenfalls Apotheker war.
Dass die schriftlichen Originalzeugnisse und zeitgenössischen Abschriften für die Forschung von unschätzbarem Wert seien, betonte Monika Lücke und bescherte den langjährigen Besitzern der Dokumente einige neue Erkenntnisse. Bisher sei bekannt gewesen, dass Cranach 1520 ein Apothekenprivileg erhielt. Fest steht nun - mit dem jetzt aufgetauchten Brief von Kurfürst Friedrich III, der von 1515 stammt und das begehrte Privileg in Aussicht stellt -, dass sich Cranach bereits deutlich früher um das Privileg bemüht hatte.
Als große Überraschung bezeichnet die Forscherin zudem eine vom Kurfürsten am 13. Juni 1569 gesiegelte Original-Urkunde mit dem bestätigten Weinschankprivileg. Damit könnten Hypothesen belegt werden. "Diese zwei Dokumente", schwärmt Frau Lücke, "greifen in die Cranach-Biographie."
Was geschieht nun mit den Blättern? Zunächst wandern sie in den Panzerschrank im Stadtarchiv. Sie sollen der Forschung zugänglich gemacht werden und - in Form von Faksimiles - auch der Öffentlichkeit präsentiert werden.