Weil er seine Tricks gefilmt hat Hilfe dank göttlichem Beistand: BMX-Star Chris Böhm aus Bitterfeld wurde im Vatikan verhaftet

Vatikanstadt/Bitterfeld - Er hörte in seinem Kopf schon das Klicken der Handschellen. Dabei wollte der mehrfache Weltrekordhalter Chris Böhm doch nur seine Akrobatik auf dem BMX-Rad vor seltener Kulisse filmen. „BMX-Fahrer im Vatikan - sowas findet man nirgends im Internet“, erzählt der Bitterfelder.
„Da wollte ich unbedingt hin.“ Prompt fuhr er Ende Juni mit Rad und Kameramann in die Heilige Stadt. Vor dem Papstpalast zeigte Böhm seine Kunststücke. Doch der Dreh endete abrupt. Die Geheimpolizei griff ein und verhaftete den Mann aus dem Guinnessbuch der Rekorde.
„Neben der Schweizer Garde hat im Vatikan die Geheimpolizei das Sagen. Doch die ist zivil unterwegs“, erzählt Böhm. Sekunden vor dem Zugriff seien ihm zwei Männer aufgefallen, die ihn beobachteten. Muskulös und sportlich - wie einem Film entsprungen. „Sie sahen aus wie die Kerle in ,Italien Job‘ und kreisten mich ein.“ Einer habe ihn angesprochen und den Ausweis der Vatikanpolizei gezückt, der andere im Hintergrund abgesichert. „Ich sei verhaftet und müsse mit aufs Revier.“ Doch für welches Verbrechen? „Ich dürfe diesen heiligen Ort nicht für Kunststückchen oder Spaßaktionen missbrauchen“, so Böhm. Fehlende Demut vor dem Papst lautete ein weiterer Vorwurf. „Ich sollte 3.000 Euro Strafe zahlen. Und alle Aufnahmen sofort löschen.“
Die katholische Erziehung rettete Chris Böhm vor dem Gefängnis
Böhm erklärte auf Englisch wortreich, dass er ein ernsthafter Sportler sei, mehrfacher World-Champion, zeigte sogar seinen Eintrag im Guinnessbuch - vergebens. „Das interessierte den Polizisten gar nicht - ich müsse mitkommen.“ Doch dann fiel dem Bitterfelder seine katholische Erziehung ein. War es göttliche Eingebung? Durch seine Oma war Böhm früher oft in der Kirche und sogar Messdiener gewesen.
Und so erklärte der Mittdreißiger, dessen unermüdlicher Redeschwall so beeindrucken kann wie seine BMX-Künste, dem Polizisten, er sei Katholik, habe Kraft und Inspiration für seine Erfolge von Gott bekommen. „Nur dank der Kraft des Papstes bin ich im Guinnessbuch“, erklärte Böhm und schilderte, wie beeindruckend er den Vatikan finde und die Kraft, die er hier spüre.
Das wirkte tatsächlich: „Plötzlich schaute der Polizist nicht mehr so streng. Er sah vor sich keinen Spinner mehr, sondern einen Gläubigen.“ Böhm kam mit einer Verwarnung davon und musste die Aufnahmen sofort löschen. „Das war der Deal.“
Zwischenfall im Vatikan war nicht seine erste unliebsame Begegnung mit der Polizei
Glück für den Flatland-Profi: Er war nicht nur mit dem Fotografen seines Teams unterwegs, sondern auch mit einem Italiener, den sie auf der Straße kennengelernt hatten und der sogar mit einer Drohne filmte. So konnten einige Aufnahmen aus dem Vatikan gerettet werden. Sie sind nun im neuen Video von Böhm zu sehen: „Rom 2 Pisa“ zeigt in tollen Bildern die atemberaubenden Kunststücke des Sportlers, der vor drei Tagen seinen 36. Geburtstag gefeiert hat: Böhm vor dem Colloseum, dem Petersdom, dem Schiefen Turm von Pisa.
Doch der Zwischenfall im Vatikan war nicht seine erste unliebsame Begegnung mit der Polizei. In Tokio wurde er 2017 verhaftet, weil er sich mitten auf der berühmten Shibuya Kreuzung, die riesige Menschenmengen auf sternförmig zulaufenden Zebrastreifen queren, bei seinen Kunststücken filmen ließ. „Das war auch echt gefährlich.“
In New York glaubten 2018 Passanten gar, er wolle sich vom Madison Square Garden in die Tiefe stürzen, als er am Hochhausrand einen Rad-Trick probierte. Sie riefen Feuerwehr und Polizei. Doch wieder hatte Böhm Glück. Er zeigte den Cops den Guinnessbuch-Eintrag. „Einer hatte einen Sohn, der BMX-Fan ist und wollte nun ein Foto mit mir.“ Am Ende drehten Böhm und die Polizisten auf dem Dach sogar ein Video: Der Sportler ruft „Chris“, die Cops antworten „Böhm“. Auch wenn sich das wie „Boom“ anhört. Fast 700.000 Aufrufe hat der Clip schon. Seitdem hat Böhm ein Rezept für alle Lebenslagen: „Freundlich, höflich und respektvoll auf andere Menschen zugehen. Denn wir sind alle nur zu Gast.“ (mz)
