Heinrich-Heine-Schule Heinrich-Heine-Schule: Was bleibt, sind Scherben
Reinsdorf/MZ. - Sowohl an Fliesen als auch an Projektwochen fanden Nadine, Aleen, Franziska und Daniela früher vermutlich nichts besonderes. Die einen klebten eben an den Wänden in heimischen Badezimmern und Küchen. Die anderen, na ja, sie waren oft genug nicht mehr als unterrichtsfreie Zeit.
Diese Haltung änderte sich kurz vor den Sommerferien. Da hatten die Lehrer der Heinrich-Heine-Sekundarschule in Reinsdorf eine Projektwoche für die Schüler der zehnten Klassen auf den Stundenplan gesetzt, die so "absolut anders" und "total schön" war. Auf Anregung der Schulleiterin Birgit Klanert stellten Aleen, Franziska, Daniela und Nadine sowie rund 40 weitere Teenager nun aus Fliesen Mosaike her. Neun schöne und aufwendige Scherbenbilder, die sie der Schule überlassen haben - und für die sie jetzt noch einmal in die Lehranstalt zurückkehren.
Dort, im Angesicht ihrer Arbeiten, können die Absolventen die Erinnerungen praktisch auf Knopfdruck abrufen. Zum Beispiel daran, wie schwierig es etwa war, hunderte, vielleicht sogar tausende Fliesen zu besorgen. Etliche haben sie in Baumärkten bekommen - Kacheln in den schrillsten Farben, die sich kein normaler Mensch in sein Haus kleben würde. "Viellicht ließen die sich nicht verkaufen", vermutet deshalb Katrin Winkler, die dem Mosaik-Projekt als Kunstpädagogin hilfreich zur Seite stand, nachdem sie selbst von ihrer Direktorin vorsorglich zu einem Workshop geschickt worden war.
Dabei musste sie auch alsbald feststellen, dass es sich bei der Herstellung von Mosaiken um richtige Schwerstarbeit handelt. Die Mädchen bestätigen das, berichten von endlosen Stunden, in denen sie das Material in abertausend kleine Stücke zerschlagen haben. Das kostete nicht nur Schweiß, sondern auch Blut. Nicht immer landete der Hammer da, wo er eigentlich hinsollte. Und mit den Klebepistolen verhielt es sich keineswegs anders. Mit ihnen wurde Scherbe für Scherbe betupft. Pflaster, erinnern sich die Mädchen, zählte in jenen Woche zur heißbegehrten Ware.
Den Klebeorgien, die sich über mehrere Tage hinzogen, war eine aufwendige Motivsuche vorausgegangen. Nachdem man sich auf die vier Elemente geeinigt hatte, wurden Collagen aus bunten Papierschnipseln hergestellt - und Feuer, Erde, Wasser, Luft gewannen ganz allmählich an Kontur. Die Tücke lag schließlich im Detail, genau genommen in den Scherben. Nicht immer haben sie gepasst, manche waren zu klein, andere zu groß. Und wer für sein Luftbild viel Blau benötigte, musste schon mal beim Nachbarn schnorren.
Dass sich die ganze Plackerei gelohnt hat, daran besteht aus heutiger Sicht indes kein Zweifel. Nicht nur, weil die Mosaike wirklich schön sind. Vor allem sei man sich, das findet Lehrerin Winkler, am Ende der Schulzeit noch mal richtig nah gekommen. Vielleicht so nah wie nie zuvor.