Heidegymnasium Pretzsch Heidegymnasium Pretzsch: Zwiespalt zwischen Kopf und Herzen
Pretzsch/MZ. - Im Sommer 2005 sollte der letzte Vorhang fallen. Allerdings erhielt die Geschichte schnell eine Eigendynamik. Schüler und Eltern nahmen ihre Zukunft selbst in die Hände und orientierten sich um. 115 der 300 Schüler haben sich am Melanchthon-Gymnasium angemeldet, 84 bei "Luther", 71 im Paul-Gerhardt-Gymnasium Gräfenhainichen und 30 gehen nach Bad Düben. Ergo: 2004 ist bereits Schluss, die schulische Zukunft des 33 Jahre alten Plattenbaus (Privatschule ja oder nein) steht in den Sternen. "Seit einigen Jahren war uns klar, was passieren wird. Wir konnten uns also darauf einstellen und tragen es mit Fassung", sagt Mandy Lehnert, stellvertretende Schulleiterin. Die 41-Jährige ist eng mit dem Haus verbunden. Die Pretzscherin drückte in der damaligen Polytechnischen Oberschule selbst die Schulbank, als die Farben noch frisch waren. "Der Neubau kam Anfang der 70er Jahre genau richtig. Vorher waren die Unterrichtsräume in der ganzen Stadt verteilt. Extra Wandertage brauchten wir jedenfalls nicht."
Während die Kollegen bereits ihre neuen Wirkungsstätten ab Sommer kennen, tappt Frau Lehnert noch im Dunkeln. "Als ich mich entschloss, Beamtin zu werden, kannte ich die Konsequenzen. Ich werde nun einmal dort eingesetzt, wo man mich braucht. Das sehe ich nicht so eng." Es sollte freilich nicht der hinterletzte Winkel sein. Die Entscheidung darüber fällt das Landesverwaltungsamt in Halle.
Tochter Stephanie, Schülerin der zwölften Klasse, bringt dann doch etwas Wehmut mit ins Spiel. Ausgerechnet im Abiturjahr müssen die Zwölfer wechseln. Kein Wunder, dass den Jugendlichen das nicht ganz geheuer ist. "Hoffentlich geht das gut", drückt die 18-Jährige die Daumen. Vom Heidegymnasium werde sie das überschaubare Flair vermissen. "Jeder kannte jeden. Zu den Lehrern hatten wir auch einen guten Draht." Ärgerlich sei, dass der Landkreis den Antrag auf Fahrtkostenzuschuss abgewiesen habe. "In Dessau hat es in einem vergleichbaren Fall funktioniert." Die Jugendlichen wollen Fahrgemeinschaften bilden, um die Kosten im Rahmen zu halten. Stephanie Lehnert und ihr Redaktionsteam arbeiten unterdessen fieberhaft an einer finalen Ausgabe der Schülerzeitung, die zum großen Halali am kommenden Dienstag verteilt werden soll. Auch wenn die Emotionen mitschwingen, sollen allenfalls Freudentränen fließen. "Diese Schule war nie ein Ort der Traurigkeit. In den letzten Tagen werden wir das nicht ändern", verspricht Mutter Mandy. Doch wie sieht es tief im Herzen aus?