Hanwha Q-Cells baut Arbeitsplätze ab Hanwha Q-Cells baut Arbeitsplätze ab: Schockstarre im Solar Valley

Thalheim - Im Solar Valley herrscht Schockstarre. Die Nachricht vom Abbau von 550 der 830 Arbeitsplätze bei Hanwha Q-Cells traf die allermeisten Beschäftigten am Mittwoch unvorbereitet. Politiker und andere Beobachter sowieso. Ein Schock, der erst einmal verarbeitet werden muss.
„Es ist die absolute Härte“
Mitarbeiter verließen gestern Nachmittag in ihren Autos das Betriebsgelände an der B183 ohne Kommentar. Enttäuschte Gesichter, Kopfschütteln, Abwinken. Stattdessen ist der Betriebsratsvorsitzende Uwe Schmorl extra vors Betriebstor geeilt, um die Stimmung und die Gefühle der Belegschaft in Worte zu fassen. „Es ist die absolute Härte“, beginnt er. Mit Entsetzen hätten die meisten Mitarbeiter während einer Versammlung am Nachmittag auf die Nachricht reagiert. Auch der Betriebsrat selbst war erst am Morgen informiert worden.
Hanwha-Q-Cells-Finanzvorstand Kasey Son war dann mit Schmorl vor die Mitarbeiter getreten und überbrachte die Abbaubotschaft auf Englisch mit Übersetzung. „Als klar war, dass die Massenproduktion eingestellt wird, wussten natürlich die allermeisten, was das für sie persönlich bedeutet“, sagt Schmorl.
Emotionen sind auf dem Tiefpunkt
Die Emotionen in Thalheim sind auf dem Tiefpunkt. „Es war nicht gerade Partystimmung. Die Betroffenen sind zum Großteil Leute, die sich den Arsch aufgerissen haben für dieses Unternehmen“, formuliert Schmorl drastisch. „Nur um jetzt vor die Tür gesetzt zu werden.“ Als Betriebsrat sei man sehr enttäuscht, schiebt er noch hinterher.
Da steht ihm noch der nächste schwere Gang bevor. Am späten Abend informieren Son und Schmorl auch die Nachtschicht im Werk offiziell über die Pläne. Aber Schmorl weiß schon nachmittags: „Die meisten werden es schon wissen.“ Die Nachricht verbreitet sich wie ein Lauffeuer. Welche Konsequenzen der Arbeitsplatzabbau für Thalheim, Bitterfeld-Wolfen und die gesamte Region haben wird, lässt sich noch nicht absehen.
Einwohner äußern sich bestürzt
Viel wird nun auch davon abhängen, ob und wie ein eventueller Sozialplan greifen wird. Uwe Schmorl geht davon aus, dass einer zustande kommt. „Das Unternehmen hat überhaupt keine andere Wahl.“ Er hoffe auf faire Verhandlungen. Politiker wie Landrat Uwe Schulze (CDU) und Bitterfeld-Wolfens Oberbürgermeisterin Petra Wust (parteilos) reagierten gestern ebenfalls entsetzt.
MZ-Leser äußern sich
Auch am MZ-Lesertelefon äußerten sich Einwohner aus der Region bestürzt über die wirtschaftliche Entwicklung des einstigen Vorzeigeunternehmens: „Ich bin geschockt, alles geht den Bach runter“, sagte Renate Henneberg aus Wolfen-Nord. Bereits in der Vergangenheit seien mehrere Firmen im Solar Valley Pleite gegangen. Sie sorge sich nun um die Menschen aus ihrem Umfeld, von denen viele bei Hanwha Q-Cells arbeiten. Im sozialen Netzwerk Facebook entspann sich auf der Seite der MZ Bitterfeld-Wolfen schnell eine rege Diskussion.
„Das war leider abzusehen“, schrieb zum Beispiel User Stefan Wieczorek. Thomas Scholz postete: „Jeder, der von Wirtschaft nur die leiseste Ahnung hat, hätte das erwarten müssen. Es geht nur um Technologie ‚made in Germany‘ und nicht um Produktion.“