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Existenzkrise  Hafen- und Familienfest Bitterfeld gefloppt: Das Ende der großen Volksfeste?

Von Detmar Oppenkowski 23.06.2016, 06:00
Die Besucherzahlen blieben hinter den Erwartungen.
Die Besucherzahlen blieben hinter den Erwartungen. Ruttke

Bitterfeld - Zwei große Volksfeste von Bitterfeld-Wolfen befinden sich in der Existenzkrise: Nachdem die Besucher Anfang Juni bereits dem Wolfener Vereins- und Familienfest fernblieben, hielt sich nun auch der Zulauf beim Bitterfelder Hafenfest in Grenzen.

Im zehnten Jahr des Bestehens fanden nach Schätzungen des Organisations-Teams und der Polizei vom Wochenende gerade einmal 8.000 zahlende Gäste den Weg an den Goitzschesee. 2010 waren es immerhin 23.000.

Im Vergleich dazu ist die diesjährige Besucherzahl um mehr als 60 Prozent eingebrochen. Da stellt sich die Frage: Wie zeitgemäß sind solche groß angelegten Veranstaltungen eigentlich noch?

Wie geht es weiter?

Die Rathausspitze, die die Diskussion nicht öffentlich führen will, lässt dazu nur verlauten: „Jetzt ist es Aufgabe der Stadtverwaltung, die Veranstaltung auszuwerten, Meinungen zusammenzutragen, Einnahmen und Ausgaben aufzulisten und grundsätzliche Überlegungen zum Fest anzustellen.“ Aufgrund des Umfangs könne dies nicht in den nächsten Tagen erfolgen.

Die Aussage ist in mehrerer Hinsicht problematisch. Einerseits brauchen die Planungen zum nächsten Hafenfest einen langen Vorlauf. Von daher wäre es nicht schlecht, wenn man frühzeitig weiß, wie groß die kommende Veranstaltung ausfallen soll und kann.

Andererseits setzt sich der Negativtrend fort - ohne, dass bislang adäquat auf die Entwicklung reagiert wurde. Bereits 2015 kamen nur geschätzte 14.000 Besucher. Das waren 3.000 Gäste weniger als noch das Jahr zuvor. Ein Defizit in Höhe von 36.000 Euro musste der Bitterfelder Ortschaftsrat mit eigenen Mitteln ausgleichen.

Machte man damals vor allem das Wetter - drei Regentage am Festwochenende - für den Besucherflop verantwortlich, wird diese Erklärung für das diesjährige Fest mit nahezu beständigen Temperaturen nicht ziehen.

Zu viele Festtage

Doch woran lag es nun, dass das Hafenfest für viele Einwohner offensichtlich nicht mehr attraktiv ist? Zu dieser Frage möchte sich in Bitterfeld keiner so recht öffentlich äußern. Doch hinter vorgehaltener Hand ist immer wieder zu hören, dass sich das Programm seit Jahren kaum weiterentwickelt habe und drei komplette Festtage einfach zu viel seien.

Zudem wird moniert, dass die Wasserbühne schlecht einzusehen sei und sich die Wege zwischen den dort Stehenden und den Vorbeilaufenden überkreuzen. „Egal, wie gut die Band ist, man sieht und hört sie kaum. Erschwerend kommt hinzu, dass man nicht feiern kann, ohne angerempelt zu werden“, sagt ein langjähriger Gast. Wolle man sich dann irgendwo hinsetzen, finde man kaum qualitative Plätze.

„Das macht man ein paar Stunden, aber nicht mehrere Tage mit.“ Welche Schlussfolgerungen die Stadt daraus zieht, ist offen. Sie hat angekündigt, dass man informieren werde, wenn es Ergebnisse gibt. (mz)