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Grüße mit der Soldatenpost

Von Christine Krüger 04.05.2007, 16:49

Roitzsch/MZ. - Von Helmstedt aus, wo er in englischer Kriegsgefangenschaft war, lief er bis Roitzsch. Denn dort wohnte seine Annelies, die er heiraten wollte. Am Freitag feierten Walter und Annelies Quade ihre diamantene Hochzeit. "Wenn ich sehe, was heute so passiert, haben wir auf alle Fälle was gekonnt", sagt er und meint damit 60 Ehejahre - gemeinsam erlebtes Glück, gemeinsam durchgestandenen Ärger. "Immer Sonne gab es auch nicht, aber wir haben den Ärger beiseite geräumt und dann ging's weiter."

Kennen gelernt haben sich beide auf recht ungewöhnliche Art. Walter Quade war an der Front, als ihm zufällig eine Karte, Soldatenpost, in die Hände kam - die von seiner späteren Frau. "Eigentlich hat die Karte mit dem Absender einer Frau mein Kumpel bekommen. Der war verheiratet und hatte ein Kind. Da hab ich zu ihm gesagt: ,Hör mal, du bist verheiratet. Da geht das gar nicht. Dann ist das da für mich.' Ja, so fing alles an", erzählt er und lacht.

Nach dem Krieg hat Walter Quade zunächst in der Farbenfabrik gearbeitet, wo er Anlagen demontieren musste, die als Reparationsleistung in die Sowjetunion gingen. Dann hat der gelernte Elektriker zum Bergbau gewechselt. Dem ist er treu geblieben bis zur Rente - 38 Jahre lang. Seine Frau, die Kindergärtnerin war, hat später in der Schulküche gearbeitet und Generationen Roitzscher Kinder "bekocht". Zu ihrer Hochzeit, erinnert sie sich, gab es als Festmahl Kartoffelsalat und Bockwurst. "Und genau das haben wir heute auch gegessen", sagt Sohn Joachim.

Auf ihn, seine Frau Sybille und die Enkelinnen Kristin und Lysann sind die Hochzeits-Jubilare besonders stolz. Mit ihnen leben sie in Roitzsch unter einem Dach. Drei Generationen in einem Haus - das war damals, als das junge Paar in Annelies' Elternhaus einzog, auch so. "Deshalb haben sie auch nur ein Kind", scherzt jemand aus der Gästerunde. "Es waren zu viele Aufpasser da." Fit sind die beiden Senioren - da gibt es keine Frage. Annelies, die von einer Krankheit genesen ist, hat in den zurückliegenden Monaten mit festem Willen Erstaunliches geschafft. Und Walter gräbt noch immer den kleinen Acker hinter dem Garten um, als wäre das für einen 86-Jährigen ganz alltäglich.