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Wärme aus Sonne statt Erdgas Grüne Fernwärme - Bitterfeld-Wolfener Stadtwerke starten neue Solarthermie-Anlage

Die neue Solarthermie-Anlage soll Bitterfeld-Wolfen beim Klimaschutz voranbringen und die Unabhängigkeit von Erdgas erhöhen. Nun wurde sie nach sechs Monaten Bauzeit in Betrieb genommen.

Von Robert Martin 12.05.2023, 11:00
Die neue Solarthermie-Anlage in Wolfen-Nord hat etwa die Größe eines Fußballfeldes.
Die neue Solarthermie-Anlage in Wolfen-Nord hat etwa die Größe eines Fußballfeldes. (Foto: Stadtwerke Bitterfeld-Wolfen)

Wolfen/MZ - Erdgas ade: Etwa 200 Drei-Personen-Haushalte in der Region müssen in Zukunft deutlich weniger mit dem fossilen Energieträger beliefert werden. Denn die Stadtwerke Bitterfeld-Wolfen haben am Mittwoch eine hochmoderne Anlage in Betrieb genommen, die von nun an Sonnenenergie in Wärme umwandelt.

Die Solarthermieanlage in Wolfen-Nord konnte im Expresstempo, sechs Monate nach der Baugenehmigung, abgeschlossen werden. Sie soll einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, Bitterfeld-Wolfen bei Klimaschutz und Energieunabhängigkeit voranzubringen. Auch der Artenschutz soll nicht zu kurz kommen. Nun wurde die Anlage in Betrieb genommen. Doch worum geht es dabei genau?

Für 20 Jahre gepachtet

Ein paar Fakten vorweg: Die Anlage befindet sich am nördlichen Stadtrand an der Bobbauer Straße und hat die Größe eines Fußballfeldes. Auf einer Fläche von 4.200 Quadratmetern stehen 840 Kollektoren, bei denen Wasser durch Sonneneinstrahlung erhitzt wird. Die Vakuumröhren der Kollektorfläche erzeugen eine Vorlauf-Temperatur von bis zu 105 Grad Celsius, die Gesamtlänge des Röhrensystems beträgt rund 65 Kilometer. Der Pachtvertrag mit der Stadt, der das Gelände gehört, wird für 20 Jahre laufen. Die Energiebilanz spricht für sich: Die Anlage soll jährlich 185.000 Kubikmeter Erdgas einsparen, was dem Energiebedarf von eben 200 Drei-Personen-Haushalten entspricht.

Die Anlage soll aus der Energie der Sonnenstrahlen etwa 1,8 Gigawattstunden Wärme pro Jahr erzeugen und über einen Wärmetauscher in das Fernwärmenetz von Wolfen-Nord einspeisen. Da Wärme im Sommer fast ausschließlich in Form von Warmwasser genutzt wird, kann die in Wolfen-Nord benötigte Wärme in dieser Zeit dann fast komplett durch die neue Anlage erzeugt werden. Da die Wärmeleistung im Winter deutlich niedriger ausfällt, können im Winterhalbjahr allerdings auch nur etwa 3,5 Prozent der Jahreswärmemenge genutzt werden.

Stadtwerke-Geschäftsführer Christian Dubiel (l.) und Marcel Urban als Vertreter der Stadtverwaltung nach erfolgter Inbetriebnahme der Anlage
Stadtwerke-Geschäftsführer Christian Dubiel (l.) und Marcel Urban als Vertreter der Stadtverwaltung nach erfolgter Inbetriebnahme der Anlage
(Foto: Robert Martin)

Viele Anwohner und Interessierte waren am Mittwochnachmittag gekommen, um der Inbetriebnahme beizuwohnen und sich mit eigenen Augen ein Bild zu machen. „Das Thema Energiewende beschäftigt uns“, erklärte der Stadtwerke-Geschäftsführer Christian Dubiel. Vor allem 2022 habe mit den Verwerfungen auf dem globalen Energiemarkt gezeigt, dass man sich breiter aufstellen müsse. Dass das Projekt in nur sechs Monaten nach Erhalt der Baugenehmigung im November auf die Beine gestellt werden konnte, sei bewundernswert, sagte Dubiel und lobte seine Belegschaft. Marcel Urban vertrat OB Armin Schenk (beide CDU) und überbrachte Glückwünsche.

Spezielle Lebensräume

Es ist die erste Anlage ihrer Art im Portfolio der Stadtwerke. „Es ist ein Anfang“, sagte Dubiel und erklärte, dass das Unternehmen sich damit Know-how für weitere Projekte dieser Art erarbeite.

Übrigens soll die Anlage, die mit Zäunen und Kameras gesichert ist, in Zukunft auch Lebensraum für die heimische Tierwelt bieten. Eine Möglichkeit sei es, dort Schafe grasen zu lassen, erklärte Stadtwerke-Prokurist Thomas Glauer der MZ. Dazu hätten bereits Gespräche stattgefunden. Zudem bietet die Fläche Lebensraum etwa für Insekten, Kröten und Eidechsen.