Grundsteinlegung Grundsteinlegung: Wohnungsgenossenschaft setzt erstmals auf Neubau
wolfen/MZ. - Die Wohnungsgenossenschaft Wolfen musste am Mittwoch improvisieren. Da das gerade fertiggestellte Kellergeschoss ihres allerersten Neubaus noch feucht war, musste der Grundstein ein paar Meter weiter versenkt werden. Denn der in der Käthe-Kollwitz-Straße in Wolfen-Nord entstehende Gebäudekomplex, der aus drei Häusern und einer Seniorenwohnanlage besteht, symbolisiert eine Premiere.
Der demografische Wandel schwebt wie ein Damoklesschwert über allen Wohnungsunternehmen. Nachdem sowohl die Wohnungs- und Baugesellschaft Wolfen (WBG) als auch die Neue Bitterfelder Wohnungsbaugesellschaft (Neubi) neben dem Abriss auch den Neubau favorisieren, ist nun auch die Wohnungsgenossenschaft Wolfen (WGW) auf diesen Zug aufgesprungen.
"Wir müssen unsere Mieter und vor allem die Senioren hier halten und ihnen in ihrem gewohnten Umfeld neue Wohnformen anbieten", sagt Sabine Barth, Vorstand der Genossenschaft.
Standard stimmt nicht mehr
"Die alten Blöcke entsprechen nicht mehr dem Standard", weiß Barth. Außerdem seien viele von ihnen nicht mehr ausgelastet. "Die oberen Etagen sind oft leer." Drei der alten Gebäude sind deshalb abgerissen worden. So entstand Platz für die Neubauten. Bei ihnen habe man auch das Alter der Mieter im Blick. Immerhin liege das Durchschnittsalter in diesem Viertel bei 71 Jahren. Barrierefreie Wohnungen nennt Barth als eine der wichtigsten Voraussetzungen.
Mit dem ersten Haus, für das am Mittwoch der Grundstein gelegt wurde, werde die Neubau-Strategie Wirklichkeit. Wohnungen von 59 bis 86 Quadratmetern Größe sollen entstehen. Dazu bekomme jede Mietpartei einen Keller und einen separaten Stellplatz für einen Pkw.
"Wenn alles nach Plan verläuft, werden im Frühjahr des nächsten Jahres die ersten Mieter einziehen können", erklärt Sabine Barth. Dann wolle man mit den Vorbereitungen für das zweite Haus beginnen. "Die anderen beiden Häuser sollen 2013 und 2014 entstehen. Sie werden die gleiche Aufteilung haben", ergänzt Norbert Behler, der mit seinem Planungsbüro die Häuser entworfen hat.
"Das Konzept der Erdwärmenutzung hat sich in Sandersdorf bestens bewährt", erklärt Behler die Anwendung einer neuen Wärmeversorgung in Wolfen-Nord. "Zur Ausnutzung der Erdwärme werden sechs zirka 80 Meter tiefe Löcher gebohrt." Dort hinein komme ein Wärmetauscher, der im oberirdischen Wasserbehälter eine konstante Temperatur erzeuge. Mittels Wärmepumpen läge diese letztlich bei 35 Grad.
"Das ist für die Fußbodenheizung das Optimum." Dieses Verfahren der Energieausnutzung sei etwa 14 Prozent günstiger als Erdgas, so Behler. "Und es bringt die meisten Punkte bei der Anwendung des Erneuerbare-Energien-Gesetz." Behlers Firma hat dieses System bereits bei anderen Neubauten in Sandersdorf angewendet. "Bei all diesen Häusern hat sich die Nutzung der Erdwärme bewährt."
Gute Beispiele
Die Ergänzung des Abrisses durch Neubau, wie ihn die WGW jetzt angeht, hat sich bei anderen Wohnungsunternehmen bewährt. So habe die WBG schon 1996 mit dem ersten Neubau in der Wolfener Thälmannstraße begonnen, blickt deren Geschäftsführer Jürgen Voigt zurück. Auch bei der Neubi hat der Neubau eine lange Tradition. Das erste neue Haus stand 2006 in Sandersdorf.
Inzwischen habe man mit der Wohnanlage "Am Leineufer" die größte zusammenhängende Neubaufläche in der Bitterfelder Region, so Neubi-Geschäftsführerin Birgit Wielonek.