Große Pläne Große Pläne: Wie geht es in der Gagfah-Siedlung in Greppin bei Bitterfeld-Wolfen weiter?

Greppin - Geht es nach den Vorstellungen von Norbert Rückriemen, so könnte ein Teil von Greppin bald in neuem Glanz erstrahlen. Als Vorstand der Wohnstättengenossenschaft (WSG) hat Rückriemen viel darüber nachgedacht, wie es mit den eigenen und teils sehr maroden Häusern in der so genannten „Gagfah-Siedlung“ weitergehen soll. Denn ein großer Teil der knapp 260 WSG-Wohnungen steht leer. Und: „Angesichts des Grundwassers, das an der Bausubstanz nagt, ist eine Sanierung unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten nicht darstellbar.“
Doch was machen? „Nachdem der Verkauf an einen Investor gescheitert ist, haben wir uns dazu entschlossen, den Wohnstandort neu auszurichten“, erklärt Rückriemen und spricht von der Entwicklung eines „Mehrgenerationenparks“, der sich in Anlehnung an eine historische Bezeichnung „Alte Kämmerei“ nennt.
27 Blöcke müssen weg
Für dieses Vorhaben müssten die 27 WSG-Blöcke in der Auen-, Goethe-, Heine-, Kant- und Schillerstraße allerdings weichen. Auf der Fläche, die so frei werden würde, könne man dann eine neue Siedlungsanlage bauen, die den dörflichen Charakter von Greppin nachzeichnet. Übersetzt heißt das: Mehr als 300 eingeschossige und barrierefreie Apartments könnten auf dem Gelände entstehen. Baulich optimiert, werde „preisgünstiger Wohnraum für alle Generationen mit schmalem Geldbeutel geschaffen“. Und das Grundwasser? „Weil wir keine Keller einplanen, umgehen wir die Problematik.“
Um die Vision vom Mehrgenerationenpark auch Wirklichkeit werden zu lassen und potenzielle Interessenten zu überzeugen, hat Norbert Rückriemen schon erste Skizzen entwerfen lassen. „Das wirkt wie in einem italienischen Dorf“, sagt der WSG-Chef mit Blick auf die Gassen, die zwischen den dargestellten Reihenhäusern zu sehen sind.
Damit ein Teil von Greppin in neuem Glanz erstrahlen kann, müsse zur Umsetzung des Vorhabens allerdings eine Projektgesellschaft gegründet werden. Denn die WSG ist zwar Ideengeber und würde auch die Liegenschaften einbringen, die Gesellschaft soll aber aus mehreren Beteiligten bestehen, die unter anderem das ganze Unterfangen finanzieren sollen. Ob sich die finden, wird sich zeigen. Aber Norbert Rückriemen ist zuversichtlich, dass es Anfang der 2020er Jahre soweit sein kann. Knapp 20 Millionen Euro könnte der Abriss der Gagfah-Häuser und der Neubau des Mehrgenerationenparks kosten. (mz)
Mit der Gründung der Greppiner Werke und der Ansiedlung der Farbenfabrik im 19. Jahrhundert sowie der Entwicklung der chemischen (Kohle-)Industrie in der Region siedelten sich auch Menschen in Greppin an. Diese Entwicklung führte zu einem akuten Wohnungsnotstand, so dass in den späteren 1930er Jahren die Ortschaft durch die „Gagfah-Siedlung“ (Gemeinnützige Aktiengesellschaft für Angestellte-Heimstätten) erweitert wurde.
Zwei Drittel der Gagfah-Siedlung gehören heute der WSG, den Rest besitzt ein Privatmann.
