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Greppins Spionin Greppins Spionin: Olga Raue wurde im Kalten Krieg zur CIA-Agentin

Von Sylvia Czajka 25.02.2019, 13:15
Hier wurde es ganz eng: Ausverkauftes Haus bei der Buchlesung in der Stube des Heimatvereins Greppin. Adina Heidenreich stellt „Die Spionin“ vor.
Hier wurde es ganz eng: Ausverkauftes Haus bei der Buchlesung in der Stube des Heimatvereins Greppin. Adina Heidenreich stellt „Die Spionin“ vor. Kehrer

Greppin - Fünf Jahre Recherche, Gespräche mit Zeitzeugen, Nächte über insgesamt 242.000 Geheimdienstakten - Stefan Appelius hat Englands 007 in den Schatten gestellt. Olga Raue ist die 001 von Greppin: CIA-Agentin während des Kalten Krieges. Niemand hätte es geahnt, die Greppiner sind völlig aus dem Häuschen.

Es sei die Wahrheit, nichts als die Wahrheit ... Stefan Appelius, Autor und Wissenschaftler - er wollte nicht mehr im wissenschaftlichen Dunstkreis bleiben. „In meinem Buch ist jede Szene, jeder Dialog durch Akten belegbar“, erzählt der Berliner im MZ-Gespräch.

Einer der größten deutschen Spionagefälle der Nachkriegszeit

Die Entdeckung eines der größten deutschen Spionagefälle der Nachkriegszeit und ein spannendes Stück Zeitgeschichte - so packend wie ein Agententhriller, heißt es. Die frühen Jahre des Kalten Krieges in Berlin: Olga Raue, ihr Mann und ihr Schwager spionieren für die CIA, zuerst in der DDR, später in Moskau. Als eine Freundin sie verrät, wird Olga Raue inhaftiert. Sechs Jahre später kauft sie die Bundesrepublik frei, 1977 darf sie die DDR verlassen.

Über die menschlichen Hintergründe und ihre Erlebnisse handelt Appelius’ Buch „Die Spionin“, das im Dezember 2018 fertig wurde. Das hat nicht nur Fakten zu bieten, sondern da ist auch Liebe im Spiel. Der damalige amerikanische CIA-Boss höchstselbst habe Olga Raue in sein Herz geschlossen. „Ich habe die wahre Identität des Geheimdienstchefs herausgefunden“, berichtet Stefan Appelius.

Erste Gespräche für eine Verfilmung habe Appelius schon geführt

Der kann sich mittlerweile vorstellen, dass die Lebensgeschichte der Greppinerin Olga Raue auch verfilmt wird. Erste Gespräche habe Appelius schon geführt. Olga Raue lebt übrigens, ist mittlerweile über 90 Jahre alt. „Den Wohnort halte ich geheim. Auch den Namen. Es liegt mir sehr am Herzen, dass es Olga gut geht“, betont jener Mann, der so manches Klischee über die Arbeit von Agenten in seinem Buch widerlegt hat.

„Ich wusste nicht, wo es mich hinführt“, erzählt vom großen Puzzle, dass sich um ein Frauenleben rankt. „Ich hatte eine große Freude bei meiner Arbeit in den Archiven“, sagt Appelius. „Ich liebe das, was ich mache.“

Den Eindruck hat auch Stefan Kubitschek von der City-Buchhandlung in Wolfen-Nord. Eine Leserin machte ihn vor ein paar Wochen auf die Neuerscheinung aufmerksam. „Ich konnte es kaum glauben, dass die Spionin wirklich aus Greppin stammt.“ Eines steht fest. „Ich werde das Buch lesen.“ Und Stefan Kubitschek hofft, vielleicht einmal Olga Raue begegnen zu können. Vielleicht an einem geheimen Ort. (mz)

Das Buch „Die Spionin: Olga Raue - CIA-Agentin im Kalten Krieg“ kostet 24 Euro und ist über die ISBN 3498001000 im Buchhandel erhältlich.

Das Buch „Die Spionin“ ist im Januar 2019 im Rowohlt Verlag erschienen. Präsentiert wurde es am Samstag von der City-Buchhandlung Wolfen-Nord und dem Frauenzentrum Bitterfeld-Wolfen in den Räumlichkeiten des Greppiner Heimatvereins.

Die regionale Autorin Adina Heidenreich übernahm die Lesung von ausgewählten Kapiteln. Autor und Olga Raue waren nicht vor Ort.

Olga Raue - damals noch unter ihrem Mädchennamen Karalus bekannt - während einer Ferienreise 1953
Olga Raue - damals noch unter ihrem Mädchennamen Karalus bekannt - während einer Ferienreise 1953
Rowohlt Buchverlag