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Gräfenhainichener Frauentagsfeier Gräfenhainichener Frauentagsfeier: Eklat beim Auftritt einer Kabarettistin

06.03.2002, 17:35

Gräfenhainichen/MZ/cbf. - "Ich frage mich langsam, was soll man hier machen?" sagte am Mittwoch die Solokabarettistin Hilde Wackerhagen in der Gräfenhainichener Aula. Das zur Frauentagsfeier der Orte der Verwaltungsgemeinschaft "Tor zur Dübener Heide" erschienene Publikum "belohnte" am Nachmittag das folgende kurze Schweigen der Künstlerin mit Beifall. Die in Frankfurt am Main lebende Dame wollte nicht aufgeben. "So direkt treffe ich ihr Interesse nicht", meinte sie und versuchte die Geschehnisse in Afghanistan zur Definition "klassischer Männlichkeit" heranzuziehen. In welche Richtung das gehen sollte, erfuhr niemand mehr. Denn das Publikum hatte vollends deutlich werden lassen, dass Frau Wackerhagen am Gräfenhainichener Nerv wieder vorbeireden würde.

"Das war doch dummes Gequassel", äußerte ein Gräfenhainichener. Die Damen drückten sich etwas freundlicher aus. "Es sollte doch eine fröhliche Veranstaltung sein", bedauerte beispielsweise Hildegard Mehle. Gleichstellungsbeauftragte Walburga Schöley hatte schließlich Gutes angekündigt und besonders darauf hingewiesen, was man für ein nach ihrer Ansicht geringes Eintrittsgeld alles bietet: Getränk, Kuchen und ein Programm. Man möge doch malvergleichen, was die Veranstaltung in der Heideküche kostet und was es dort für das Geld gibt, riet sie dem Publikum. Da dachten nach dem Auftritt von Hilde Wackerhagen durchaus einige darüber nach, ob sie nicht für die Frauentagsfeier in der Aula ihr Geld falsch angelegt hatten.

Strapazierte die Künstlerin beim Nachmittagsauftritt die zumeist älteren Zuhörerinnen und vereinzelten Zuhörer mit Begriffen wie Flexibilität, Mobilität und Wirtschaftskompetenz, wussten zumindest die Grußredner, was sich einfach sagen lässt. Der Gräfenhainichener Bürgermeister berücksichtigte dabei, was ihm Frau Schöley geraten hatte: "Harry, mach es nicht so lang." Harry Rußbült (PDS) fand einen guten Einstieg. Er sagte, im Jahr müsse es 365 Frauentage geben. Aber nicht so viel Männertage, weil da zu viel getrunken wird. Er schaffte es danach, Ferropolis, den Stadtumbau Ost und das Miteinander der Kommunen der Region so ins Spiel zu bringen, dass der lokalpolitische Exkurs den Rahmen der Feier nicht sprengte. Die PDS-Bundestagsvizepräsidentin Petra Bläss hielt sich ebenfalls kurz und wünschte vor allem einen wunderschönen Nachmittag. Und sie beruhigte, dass die Gräfenhainichener Rentner nicht das Urteil des Verfassungsgerichts zur neuen Rentenbesteuerung fürchten müssen. Denn hier wären die Einkünfte der Senioren nicht so hoch, dass der Fiskus zugreifen würde. Deddo Lehmann, zweiter Beigeordneter des Wittenberger Landrats, gestand, glücklich zu sein, weil er eine Frau habe und Vater von drei Kindern ist.

Das war alles locker vorgebracht und gefiel deshalb. Ebenso wie der relativ kurze Auftritt der Musikschule mit Isabell Lorenz (Gesang), Christian Appelt (Klavier) und drei Tanzgruppen-Damen. Wäre man doch nur bei Künstlern aus der eigenen Umgebung geblieben! So am Nachmittag einige Stimmen aus dem Publikum.