Gottfried Kirchhoff Gottfried Kirchhoff: Brief brachte Stein ins Rollen
Mühlbeck/MZ. - Ein Brief, der 16 Jahre unbeantwortet geblieben war, ist Ausgangspunkt dafür, dass es am kommenden Samstag in der Mühlbecker Kirche ein Konzert mit Werken des schon fast vergessenen Musikers Gottfried Kirchhoff geben wird. Er war ein Studienkollege von Georg Friedrich Händel.
Der Mühlbecker Ortschronist Klaus Kreth, der den Brief von Familie Lutter aus Ronneburg bei Hannover beim Sichten alter Unterlagen zufällig fand, erzählt, dass dieses Ehepaar nicht nur klassische Musik liebt, sondern immer auf der Suche nach Noten von bekannten und unbekannten Komponisten sei. Deshalb habe Familie Lutter am 16. Januar 1985 einen Brief an das "Kulturamt Mühlbeck" geschrieben. Darin heißt es unter anderem wörtlich: "Vielleicht können Sie herausfinden, wo ich Notenmaterial von Kirchhoff beziehen kann." Doch es sollte 16 Jahre dauern, bis das Ehepaar eine Antwort bekam - von Klaus Kreth vor drei Jahren.
Erst einmal auf den Geschmack gekommen, ließ Kreth die Geschichte um die verschwundenen Notenblätter nicht mehr los. Denn ohne Kirchhoffs verschollene Noten konnten auch seine Werke nicht gespielt werden. "Früher wurde ja jede Note mit der Hand aufgeschrieben und nicht vervielfältigt wie heute", sagt Kreth. Deshalb habe es jedes Musikstück meist nur einmal gegeben. War es weg, dann meist unwiederbringlich.
Weder im Bitterfelder Kreismuseum noch in den Archiven der Kirchengemeinden Bitterfeld und Mühlbeck wurde Kreth fündig. Auch im Händelhaus Halle sei er wegen der Verbindung zu diesem Musiker gewesen. Auch nichts. Dann kam der Hinweis, dass es in St. Petersburg jemanden gibt, der sich mit Kirchhoff beschäftigt. Auf diesem Weg erfuhrt Kreth, dass die Noten des Komponisten nach seinem Tod versteigert worden sind und nach Königsberg, einst Universität und Staatsarchiv von Preußen, gekommen seien.
Aufgetaucht ist so im Jahre 2002 ein Sammelwerk für Lernende, das viele Stücke von Gottfried Kirchhoff enthält. Nun können nicht nur seine Werke wieder gespielt werden, sondern es gibt jetzt auch eine Broschüre über den Komponisten und Organisten Gottfried Kirchhoff, die beim Kinzel-Verlag bestellt werden kann.