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Goitzsche verdunstet Goitzsche verdunstet: Schiffe drohen auf Grund zu laufen - Seelhauser See angezapft

Von Michael Maul 06.07.2018, 11:40
Die "Vineta".
Die "Vineta". André Kehrer

Bitterfeld - Die extreme Trockenheit hat massive Auswirkungen auf den Goitzschesee. Denn der hat immer weniger Wasser. Sein Pegel ist gegenüber dem Normalstand von 75 Meter über NN bereits um mehr als 30 Zentimeter gefallen.

Das hat vor allem an den Anlegepunkten der Fahrgastschiffe Vineta und Reudnitz negative Folgen. Fahrgäste müssen teilweise über extra angefertigte Treppen in die Schiffe steigen, für Rollstuhlfahrer ist die Situation besonders problematisch. Zum Vergleich: Beim Hochwasser 2002 hatte die Goitzsche einen Wasserstand von 78,49 Meter über NN. Die LMBV hat aufgrund der prekären Lage erste Gegenmaßnahmen ergriffen.

Hauptproblem ist schiere Größe der Goitzsche – Verdunstung enorm

Das Hauptproblem ist die schiere Größe der Goitzsche. „Bei einer Fläche von etwa 13 Quadratkilometern ist die Wasserverdunstung bei extremen warmen Temperaturen enorm“, sagt Georg Morszeck von der Lausitzer- und Mitteldeutschen Bergbau-Verwaltungsgesellschaft (LMBV). Seit April seien rund 2,8 Millionen Kubikmeter Wasser verdunstet. Das entspräche ein Wassermenge von 13 Millionen gut gefüllter Badewannen.

„Das sind riesige Mengen, die im See jetzt fehlen.“ Deshalb habe man erste Maßnahmen eingeleitet. So wurde beschlossen, den Ablauf in die Leine bei Bitterfeld stark zu drosseln und so mehr Wasser im See zu halten. Zudem sorge man für Zufluss. Vom Seelhauser See werde über den Umlauf Wasser in die Goitzsche geleitet.

„Damit können wir zwar den Pegel nicht wieder auf den Normalstand bringen, aber zumindest ein weiteres Absinken verhindern“, erklärt der LMBV-Mann. Um im Gegenzug nicht die Leine austrocknen zu lassen, müsse Wasser aus dem Köckerner See und der Grube Freiheit II in den Bach gepumpt werden.

Anlegestelle der Reudnitz: Viel Platz bis zum Grund bleibt nicht mehr

Die Gegenmaßnahmen freuen vor allem die Kapitäne der Fahrgastschiffe, Peter Förster (Vineta) und Ingo Otto (Reudnitz). „Wir haben derzeit an der Anlegestelle der Reudnitz eine Wassertiefe von 1,85 Meter“, beschreibt Otto die missliche Lage. Bei einem Tiefgang am Heck von 1,20 Metern sei leicht auszurechnen: Viel Platz bis zum Grund bleibt nicht mehr. Oder um es mit dem Seemannsgruß zu beschreiben: Die Handbreit Wasser unterm Kiel könne bald fehlen.

„Speziell beim Ab- und Anlegen merkt man, dass die Schiffsschraube keinen richtigen Druck mehr aufbauen kann“, sagt Otto. Das größte Problem sieht er aber beim Ein- und Aussteigen seiner Fahrgäste. Während junge Leute das Hindernis nach unten noch überwinden könnten, sei es für die Älteren sehr schwierig.

Fahrgastschiff Vineta: Normaler Steg bei aktuellem Pegelstand zu steil

Ähnlich sieht es bei der größeren Vineta aus, weiß Kapitän Peter Förster. Man habe extra für solche Situationen eine mobile Treppe angefertigt, auf der die Passagiere aufs Schiff gelangen können. Der normale Steg sei mit dem Pegel abgesunken und nun viel zu steil. Bei der Benutzung besteht Unfallgefahr. Ansonsten sei der Wasserstand noch vertretbar. „Doch noch weiter absinken darf er nicht.“ Dann müssten die Fahrten ausfallen. Der drohende drastische Einnahmeverlust verunsichert beide Kapitäne. „Wer dafür aufkäme, hat bisher noch niemand geklärt“, so Ingo Otto.

Auch im Wakepark an der Mühlbecker Seite gibt es Probleme. „Wir können unsere Sportler nicht mehr vom Steg ins Wasser springen lassen“, sagt Wakepark-Manager Niklas Jung. Vor allem an der kleinen Anlage gebe es massive Probleme. An der großen Anlage sei das Wasser tief genug. (mz)

An den Spundwänden am Bitterfelder Hafen ist der Rückgang des Wasserstandes des Sees deutlich zu sehen.
An den Spundwänden am Bitterfelder Hafen ist der Rückgang des Wasserstandes des Sees deutlich zu sehen.
André Kehrer