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Goitzsche-Schifffahrt Goitzsche-Schifffahrt: Leinen los in Bitterfeld

Von Ulf Rostalsky 30.03.2014, 17:06
Die "Vineta" fährt auf der Goitzsche.
Die "Vineta" fährt auf der Goitzsche. Ruttke Lizenz

Bitterfeld/MZ - Sonnabendmorgen unterhalb der Villa am Bernsteinsee. Die „Vineta“ ist startklar. Für das erste Fahrgastschiff auf der Goitzsche beginnt die neue Saison mit kleinen Anlaufschwierigkeiten. Einen Seemann wie Hartmut Dornheim kann das nicht erschüttern. Der Kapitän steuert seine „Vineta“ seit 2006 auf klassischen Routen über die Goitzsche: Es gibt die Schleife mit Pegelturm und die zweite Runde mit dem Stadthafen.

Dornheim blickt über das Wasser. Weder Pegelturm noch das Mühlbecker Ufer sind zu erkennen. Der Nebel hängt über dem See. „Das wird wohl jetzt noch nichts.“ Der Kapitän ahnt, was kommen muss. Keine Gäste für die erste offizielle Tour der neuen Saison. Ein schlechtes Omen? Da schüttelt Dornheim den Kopf. Bei Nebel fahre keiner mit dem Schiff. „Die Gäste kommen mit der Sonne.“

Saisonfinale zu Silvester

Die „Vineta“ ist startklar und zeigt Flagge. Dornheim und seine Sechs-Leute-Crew sind bereit. „Du musst immer da sein. Die Besucher dürfen nicht erst das Schiff und dann die Besatzung suchen. Wenn sie da sind, wollen sie möglichst schnell fahren.“ Die Erfahrung haben die Bitterfelder Seeleute gemacht. Sie helfen, geben Auskunft. Ob auch Rollstuhlfahrer auf das Schiff kommen würden, möchte Siegrun Weinert wissen. „Kein Problem. Wir sind barrierefrei“, verkündet der Kapitän und berichtet von einer deutlich höheren Schlagzahl, die die „Vineta“ aufnehmen werde in der neuen Saison.

Vetter-Touristik als Eigentümer des Schiffs hat nachgelegt und die Zahl der Servicemitarbeiter erhöht. Der Gast soll nicht darben auf der jeweils 90 Minuten dauernden Fahrt über die Goitzsche. „Gibt es eine weibliche Form vom Smutje?“ Ines Reinicke-Pohle arbeitet hinterm Tresen und in der Küche. Mit ihren Kolleginnen geht sie zum Feinschliff über. Das Essensangebot wird noch einmal durchgegangen. Alles muss passen auf dem Schiff, das erst Silvester das Saisonfinale 2013 erlebte.

Den Jahreswechsel auf dem Wasser findet Kapitän Hartmut Dornheim immer wieder schön. Freie Sicht aufs Feuerwerk ringsherum: das haben nicht viele zu bieten. Die „Vineta“ gehört dazu. Das Schiff lag bis zur Aufnahme der ersten Sonderfahrten am 8. März gut vertäut am Ufer. Verwaist war es nicht. „Wir haben klar Schiff gemacht“, erzählt der Kapitän vom großen Reinemachen. Alles sei geschrubbt worden. Er selbst hat der Brücke einen optischen Feinschliff verpasst und die neue Täfelung angebaut. Der Kapitän will es schick haben. „Und laufen muss alles.“

Die Vineta erweist sich als Multitalent. Das 1962 als MS „Erft“ in Dienst gestellte Schiff schipperte erst auf dem Rhein. Seit 2006 dreht es mit Kapitän Hartmut Dornheim am Steuer auf der Goitzsche seine Runden. Unter Flagge von Vetter-Touristik werden neben den klassischen Touren am Freitag, Sonnabend, Sonntag und an Feiertagen auch besondere Themenfahrten angeboten.

Dazu gehören unter anderen die Osterhasenfahrt samt Osterpräsent für jeden Gast am 20. und 21. April und die Muttertagsfahrt „Aber bitte mit Sahne!“ am 11. Mai.

Neu auf der „Vineta“ sind die Tanzabende. Sie stehen von Juni bis Oktober an jedem dritten Samstag im Monat auf dem Programm.

Seit 2008 kann auf der „Vineta“ geheiratet werden. In Zusammenarbeit mit dem örtlichen Standesamt wird eine Trauung im maritimen Gewand angeboten.

Traumwochenende sorgt für viele Besucher

Zusammen mit Matrosen René Gleffe geht es in den Maschinenraum. Hier arbeitet das Stromaggregat. Hier bringen die zwei MAN-Schiffsdiesel die „Vineta“ in Schwung. Zehn Knoten sind drin. Vorausgesetzt, alles läuft wie geschmiert. Keine Sorge: René Gleffe hantiert mit Messstab und Ölkanne. Wie das ganze Schiff braucht auch die Maschine ihre Streicheleinheiten. Draußen verzieht sich der Nebel. Die Sonne bricht mit Macht durch. Der Zufall will, dass der offizielle Saisonstart auf ein Traumwochenende fällt. Mit der Sonne kommen die Gäste. Das hatte Kapitän Hartmut Dornheim gesagt, als er die erste Runde wegen des Nebels nicht in Angriff nahm. Klärchen lacht, die Besatzung strahlt. Das Schiff füllt sich. „Zwei-, dreimal im Jahr sind wir dabei“, erzählen Hildegard und Herbert Richter. Die Wolfener genießen das maritime Flair vor der Haustür.

„Leinen los!“ Der Kapitän gibt das Kommando, auf das alle lange gewartet haben. Die Schiffsdiesel brummen. Die „Vineta“ geht auf große Fahrt. Nach Fahrplan dauert die Saison bis Anfang November. Sonder- und Themenfahrten wird es allerdings auch danach noch geben.

Kapitän Hartmut Dornheim
Kapitän Hartmut Dornheim
Ruttke Lizenz