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Glocke ruft wieder zur Andacht Glocke ruft wieder zur Andacht: Dorfkirche in Reuden ist saniert

Von Christine Färber 01.12.2015, 11:27
Noch steht das Gerüst, die Außenarbeiten sind aber schon fertig.
Noch steht das Gerüst, die Außenarbeiten sind aber schon fertig. Kehrer Lizenz

Reuden - Wer die kleine Dorfkirche von Reuden auf dem Friedhof längere Zeit nicht gesehen hat, wird staunen. Denn da steht statt des Baus mit der schön unregelmäßig-buckeligen braun-roten Bruchstein-Fassade plötzlich einer, der komplett verputzt ist und in hellem Sonnengelb erstrahlt.

Walter Zeller, Mitglied des Reudener Gemeindekirchenrates, freut sich, dass die Arbeiten am Gotteshaus nun endlich beendet sind. Am zweiten Advent wird das mit einer Andacht gefeiert. Das nimmt die kleine Gemeinde selbst in die Hand.

Vor mehr als 40 Jahren, blickt Zeller zurück, haben die Reudener hier letztmals die Geburt Christi gefeiert. Dann ist die Gemeinde zu klein gewesen, so dass sich das nicht mehr gelohnt und die Leute nach Wolfen zum Gottesdienst gegangen sind. Nun wird die alte Krippe vom Dachboden der Kirche geholt und neben dem Weihnachtsbaum im Altarraum aufgebaut, die große Tanne mit Lichtern geschmückt. Dann wird die Weihnachtsgeschichte gelesen. Und die einstige Kantorin, Elisabeth Walter, umrahmt all das mit den altbekannten Weisen.

„Das wird wunderschön“, weiß Zeller schon heute. „Wir freuen uns drauf.“ Bis dahin müssen sich die Reudener sputen. Derzeit sind die Maler im Innenraum der Kirche und außen steht das Gerüst an der Fassade. Insgesamt ist die Übergabe der Kirche aus den Händen der Bauarbeiter in die der Gemeinde fast ein Vierteljahr verspätet.

Das lag vor allem an der Dachkonstruktion, die sich während der Sanierung als völlig marode und erneuerungsbedürftig zeigte. „Das hat eine Menge Zeit gekostet“, so Zeller. „Und gerade als wir bei den Dachdeckerarbeiten waren, kamen die starken Regenfälle. Da lief das Wasser innen die Wände runter. So konnten wir das natürlich nicht lassen.“

So gesehen ein Glücksfall. Denn damit muss nun nicht nochmal eine neue Baustelle aufgemacht werden. 170.000 Euro hat die Sanierung insgesamt gekostet, die Malerarbeiten kommen noch dazu, schließlich waren sie im ursprünglichen Projekt nicht drin. Zehn Prozent der Summe für die Bauarbeiten musste die Gemeinde tragen. „Das haben wir geschafft. Toll, wie sich die Leute für die Kirche interessiert und mit Spenden engagiert haben“, sagt Zeller. „Das macht uns richtig glücklich.“

Das nächste Projekt hat die Gemeinde schon im Blick: die Glocke. Sie soll technisch überholt werden. Und vielleicht - hoffentlich - ist ein elektrisches Läutwerk drin. Denn die Kirche in Reuden ist weit und breit im Kirchspiel die einzige, in der die Glocke noch per Hand bedient wird. Manch einer träume ja sogar schon davon, eine zweite Glocke wieder in den Turm zu hängen - so, wie es ursprünglich gewesen ist, bevor eine als Kanonenfutter im Ersten Weltkrieg eingeschmolzen wurde.

„Aber das ist absolute Zukunftsmusik. Wir müssen bei unserer Finanzlage schon auf dem Teppich bleiben“, meint Zeller. (mz)

Die letzten Pinselstriche innen.
Die letzten Pinselstriche innen.
A. Kehrer Lizenz