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Gießer suchen neue Markt-Nischen

Von Christine Krüger 03.06.2005, 15:50

Bitterfeld/MZ. - Ein bisschen wie man sich die Hölle so vorstellt, sieht es hier aus. Und es riecht auch so. In großen Behältern wabert glühendes Metall, Feuer weht aus großen, sperrigen Eisengestellen, wo in den Kokillen das flüssige Aluminium in die Form gebracht wird. Zwischendurch transportiert ein Gabelstapler Paletten mit den silbrig glänzenden Teilen.

Hier versehen Detlef Kunze und Sven Ruhner ihren Tagesjob - zwei von insgesamt 62 Mitarbeitern der HAL Aluminiumguss Bitterfeld. Hergestellt werden in der Werkhalle im Chemiepark (ehedem Georg Fischer) vor allem Teile für die Automobilindustrie. Bei 800 Grad werden sie gegossen. Nach fünf bis acht Minuten sind sie fertig, dann werden sie aus der Form geklopft. Da sind sie immer noch stattliche 350 Grad heiß.

Es ist schwere Arbeit, die die Männer hier machen. Dennoch sind sie froh, sagen sie, sie noch zu haben. Denn vor noch gar nicht so langer Zeit sah es nicht so rosig aus. Mitte 2003 teilte der Georg Fischer Konzern mit, sich von seiner Gießerei in Bitterfeld trennen zu wollen. Im vergangenen Jahr hat die Leipziger Firma HAL Aluminiumguss das Unternehmen in Bitterfeld gekauft und damit 62 von 106 Arbeitsplätzen gerettet. "Das war ein Glücksfall für uns", sagt Kunze, der schon

früher im Chemiekombinat Gießer gewesen ist.

Die Bitterfelder Firma passe prima in das Profil von HAL, erklärt Klaus Höne, Geschäftsführer in Bitterfeld. "Es sieht gut aus", meint er. Im ersten Halbjahr nach der Übernahme war ein Umsatz von 2,4 Millionen Euro angepeilt, vier Millionen sind es letztlich gewesen. In diesem Jahr soll der Umsatz auf fünf bis sechs Millionen Euro steigen und in absehbarer Zeit auf acht.

"Das setzt voraus, das Teilespektrum zu ändern", so Höne. "War Fischer ausschließlich auf dem Automotiv-Sektor tätig und zwar mit großen Serien, wollen wir kleine und mittlere Serien produzieren und auch in andere Bereiche reinkommen wie Maschinenbau, Elektroindustrie. Wir wollen Nischen suchen und uns dort wohlfühlen."

Rund eine Million Euro hat HAL in Bitterfeld investiert. In Strukturmaßnahmen, wie Höne sagt. Und der Chef erklärt, dass die Gießerei, die jetzt in zwei Gebäuden untergebracht ist, künftig in einem sein wird. "Damit", so Höne, "ein vernünftiger Teilefluss stattfinden kann." In dieser Umbauphase befinde sich die Firma gerade.

Bitterfeld ist einer der ältesten Aluminium-Standorte Deutschlands. Seit 1920 befasst man sich hier mit Leichtmetallguss. Der Konstrukteur und Entwickler Professor Ferdinand Porsche zum Beispiel machte in Bitterfeld seine ersten Versuche mit Magnesium.