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Gesundheitszentrum Bitterfeld/Wolfen Gesundheitszentrum Bitterfeld/Wolfen: Aus Bürgerarbeitern wurden Angestellte

Von Ulf Rostalsky 31.03.2014, 18:19
Die früheren Bürgerarbeiter Ina Liebigt und Helmut Strzyzynski wurden als Mitarbeiter im Krankentransport des Klinikum eingestellt.
Die früheren Bürgerarbeiter Ina Liebigt und Helmut Strzyzynski wurden als Mitarbeiter im Krankentransport des Klinikum eingestellt. Thomas Ruttke Lizenz

Bitterfeld/MZ - Rotes Shirt hat ausgedient. Ina Liebigt und Helmut Strzyzynski tragen Grün. Die Wolfenerin und der Mann aus Bitterfeld waren Bürgerarbeiter im Klinikum Bitterfeld. Mit einem weiteren Kollegen sind sie in feste Arbeitsverhältnisse übernommen worden. Aus Bürgerarbeitern in roten Shirts sind Mitarbeiter im Patiententransport und in der Bettenaufbereitung geworden. Nun sind sie an grünen Shirts zu erkennen.

Mehr als die neuen Kleider bewegt beide allerdings die Tatsache, wieder eine berufliche Heimat gefunden zu haben. In ihrem Fall hat das von Verantwortlichen der Kommunalen Beschäftigungsagentur (KomBA) vor Monatsfrist als Flop bezeichnete Modell zur Integration von Langzeitarbeitslosen funktioniert. KomBA-Mitarbeiter verwiesen damals auf die Tatsache, dass mit Auslaufen der Bürgerarbeit im Jahr 2014 bis zu 700 Personen den Weg ins Jobcenter antreten müssen.

Das bleibt Ina Liebigt und Helmut Strzyzynski erspart. „Ein Glücksfall in meinem Alter“, sagt der 62-jährige Bitterfelder gerade heraus. Der gelernte Schlosser und ausgebildete Industriemeister hat die Arbeit im Klinikum als Chance verstanden. „Sie macht mir auch Spaß. Ich bin gern mit Leuten zusammen.“ Erfahrung im Umgang mit Kranken hatte Strzyzynski im privaten Umfeld sammeln müssen. Er pflegte lange Zeit seine Mutter.

Die Arbeit auf Station war für Ina Liebigt dagegen gänzlich neu. Bevor sie Patienten bei der Orientierung im Klinikum half, beim Essen unterstützte, ihnen vorlas oder einfach nur zuhörte und lange vor ihrer Arbeitslosigkeit verdiente die 49-Jährige ihr Geld in einer Videothek. Nach drei Jahren Bürgerarbeit wurde sie letzten Monat fest im Gesundheitszentrum angestellt. „Wir transportieren Patienten“, sagt sie. „Diese Woche bin ich in der Radiologie eingesetzt.“ Das System ist einfach. Muss ein Patient von einer der Stationen in die Fachabteilung, wird er geholt und später zurückgebracht. Die Arbeit geht locker von der Hand.

„Wir hätten gern alle Maßnahmen fortgeführt“, erklärt Jörg Heinrich. Er ist Pflegedienstdirektor im Gesundheitszentrum Bitterfeld/Wolfen, das im Klinikum und dem Wolfener BelcantoHaus der Seniorenwohngemeinschaften in Zusammenarbeit mit der Bitterfelder Qualifizierungs- und Projektierungsgesellschaft (BQP) insgesamt 36 Bürgerarbeiter beschäftigte. Nach Auslaufen des Projekts will Heinrich die „Frauen und Männer in Rot“ nicht ad acta legen. Er könne sich weitere Projekte solcher Art vorstellen. Zumal die Bürgerarbeiter im Haus eine nicht zu unterschätzende Hilfe gewesen seien.

Monika Kraus hat drei Jahre lang im Wolfener BelcantoHaus gearbeitet. Sie möchte die Zeit dort nicht missen. „Man musste sich aber daran gewöhnen. Einfach ist die Arbeit mit pflegebedürftigen Personen nicht.“ Mit dem Ende der Bürgerarbeit wird die gelernte Bürokauffrau wieder auf Jobsuche gehen. Sie ahnt allerdings, dass dies keine leichte Angelegenheit wird. „Ich bin 59 Jahre alt.“ Die Hoffnung auf einen Job hat sie dennoch nicht aufgegeben.