Gesicht für das Schülerferienticket Gesicht für das Schülerferienticket: Daniel Schnurpfeil aus Wolfen kam durch Zufall zum Casting

Wolfen - Eigentlich wollte Daniel Schnurpfeil mit einem Kumpel beim Bitterfelder Hafenfest nur kurz Pause machen von der Betreuung am Ergometer des Goitzsche-Ruderclubs. Prompt wurde der 18-jährige Wolfener als Model entdeckt. Der Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt (Nasa) machte dort Station auf der Castingtour zum Schülerferienticket 2018.
„Wir ließen uns überreden, mal mitzumachen“, erzählt Schnurpfeil. Und tat das so überzeugend, dass er nun einer der 20 Finalisten ist - von mehr als 2.000 Bewerbern. Klar, dass Freunde schon mal frozzeln: „Ach, unser Model ...“ Dabei hat ihn der Erfolg wohl am meisten überrascht.
„Es gibt doch so viele hübsche Menschen in Sachsen-Anhalt.“ Er selbst habe das dagegen selten gehört. Und hält es eher mit dem Detektiv Sherlock Holmes, nach dem Schönheit ein Konstrukt ist, das auf Kindheitseindrücken, Einflüssen und Vorbildern basiert. „Innere Werte sind viel wichtiger.“
Charme und Talent – und gutes Aussehen
Das sieht man bei der Nasa ähnlich. Darum sollen die Finalisten nicht nur gut aussehen - was Schnurpfeil zweifellos tut -, sondern auch mit Charme und Talent überzeugen. Beim Finale in Magdeburg werden sie das im Januar in einer kurzen Vorführung zeigen. Leicht findet das der Zwölftklässler, der das Schülerticket oft genutzt hat, nicht. „Ich stehe nicht gern im Mittelpunkt.“
Vor so vielen Menschen auf der Bühne zu agieren - puh. Aber er sei neugierig auf die anderen Talente. Es ist eben eine Herausforderung, und die hat Schnurpfeil noch nie gescheut. Mit Wettkämpfen kennt er sich aus. Seit seiner Kindheit hat er vieles probiert: Klavier, Cello, Leichtathletik, Schwimmen, Fußball - manches jahrelang. „Aber ich war als Junge nicht so fleißig.“
Bis er durch einen Tipp seines Vaters beim Ruderclub landete. Obwohl mit 13 Jahren eigentlich zu alt, merkte er schnell: Das ist mein Ding.
Sport, Psychologie und um die Welt reisen
„Rudern ist meine Leidenschaft.“ Mit viel Ehrgeiz und „dem besten Trainer der Welt, Lars Schindler“, trat er bei Landesmeisterschaften an, rudert heute im Achter des befreundeten Bernburger Ruderklubs in der 2. Bundesliga und hat die Trainerlizenz C; trainiert die Sieben- bis 14-Jährigen. Schaut man ihm zu, merkt man: Hier ist einer leidenschaftlich bei der Sache - und die Kids lieben ihn.
Für seine Zukunft wichtiger könnte ein Lieblingsfach werden: Psychologie. „In diese Richtung möchte ich studieren.“ Aber vorher ins Ausland - „per Work and Travel nach Neuseeland vielleicht“. Auch wegen der Sprache - wenn er sich als Kind schon weigerte, trotz russischer Mutter und deutschem Vater zweisprachig aufzuwachsen. „Heute finde ich das schade.“
Daniel Schnurpfeil ist vielseitig interessiert
Schnurpfeil ist agil, vielseitig interessiert, setzt sich ein. Zugleich aber beobachtet er, macht sich Gedanken, sieht sich als ruhigen Typen. Und findet, dass wir oft zu viel wollen, uns überfordern, gestresst sind, pessimistisch werden. Also schaltet er lieber mal einen Gang zurück, zieht mit der Fotokamera durch die Natur.
Und macht sich Gedanken für seinen Finalauftritt, zu dem seine Freundin mitfahren wird: „Rudern auf der Bühne macht sich ja schlecht.“ Aber er habe schon immer gern rezitiert. Und ein über hundert Jahre altes Gedicht gefunden, „das wunderbar in die heutige Zeit passt“. Vielleicht ein gutes Rezept, um sich im erwartbaren finalen Showtrubel abzuheben: mit Inhalt, Nachdenklichkeit und viel Charme. (mz)