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Geruchsbelästigung in Zörbig Geruchsbelästigung in Zörbig: Verwarnung für Verbio

Von Christine Färber 17.02.2016, 11:10
Die Zörbiger wehren sich seit Jahren gegen den Gestank, der von Verbio kommt. Jetzt wenden sie sich an die Landtagskandidaten.
Die Zörbiger wehren sich seit Jahren gegen den Gestank, der von Verbio kommt. Jetzt wenden sie sich an die Landtagskandidaten. andré kehrer

Zörbig - Wo es stinkt, lass dich nicht nieder ... Doch die Zörbiger konnten, als 2004 die Verbio-Anlage gebaut wurde und Arbeitsplätze brachte, nicht wissen, dass mit der dieser Geruch kam. Und blieb, sich mit der zweiten Anlage gar verstärkte. Gegen diesen Zustand kämpfen sie seit Jahren.

Der Geruch entsteht bei Reaktionen, in denen aus Pflanzen Bioethanol und Biogas hergestellt werden sowie beim Ausbringen des als Dünger genutzten Abfallproduktes.

Zörbiger fühlen sich belogen

Jetzt nutzte die vor fünf Jahren gegründete Bürgerinitiative (heute „Zörbio“) die Gunst der Stunde und versuchte, Landtagskandidaten in die Pflicht zu nehmen. Zörbio-Initiator und -Vorsitzender Torsten Gieseke hatte Montagabend zu einem Forum ins Zörbiger Schloss eingeladen. Udo Mölle (Die Linke), Daniel Roi (AfD) und Ronny Schneider (Freie Wähler) saßen neben ihm und dem stellvertretenden Bürgermeister Andreas Voss im Podium. Die anderen Kandidaten fehlten meist aus Termingründen.

Die erste Frage also und der emotionale Schnellzug fuhr ab. Tatsachen, Empfindungen, Vermutungen und Vorwürfe, Gerüchte und Gerede wurden laut - und immer wieder diese Fassungslosigkeit, dieses Gefühl von Ohnmacht und dieser Zorn. Kurz - die Zörbiger fühlen sich unverstanden, verschaukelt, vertröstet und belogen: Niemand nehme ihren Protest ernst, keiner helfe ihnen.

Sie selbst hätten unermüdlich Beweise für die Belästigung und gesundheitliche Beeinträchtigung vorgelegt, doch das Problem bleibe - mehr noch: Sie befürchten, es mit einem „Dauerstinker“ zu tun zu haben. „Es stinkt von Januar bis Dezember - seit 2010“, so Werner Hecht. „Ekelerregend.“

Die Debatte zur Sachlichkeit zurückzuführen, versuchte Voss. Vorwürfe, die Stadt kümmere sich nicht, wies er zurück. Sie stehe durchaus in Kontakt mit Verbio und den genehmigenden Behörden. „Wir sitzen alle in einem Boot. Was wäre, wenn Verbio seine Produktion einstellen würde?“ Worte, die jedoch die Flut der Emotionen nicht einzudämmen vermochten.

Politik muss vermitteln

Die Frage des Abends aber war doch: Wie unterstützen die Landtagskandidaten, so sie gewählt werden, die Initiative der Zörbiger? Die Antworten der allerdings nur selten zu Wort kommenden Männer waren ehrlich bemüht. Für Udo Mölle zum Beispiel war klar: „Das Kreuzchen zur Wahl an die richtige Stelle setzen.“

Besser begeistern konnte der Grüne Wolfgang Aldag aus Halle die Leute. Er erklärte einfach, wie es den Hallensern gelang, eine Reifenverbrennungsanlage zu verhindern und die Stadt dabei als Mittler aufgetreten war. „Die Grünen werden Ihnen weiterhin zu Seite stehen“, versprach er den Zörbigern. „Die Stadt muss den Prozess begleiten, Mittler zwischen den Akteuren sein.“ Worte, die offensichtlich Zuversicht verströmten. Da war es fast ein schönes Schlusswort, das Jutta Mädchen hielt: „Wir sind nicht gegen Verbio, wir wollen mit dem Unternehmen leben. Aber man muss etwas tun, das Problem zu lösen. Verbio muss investieren, dass alles erträglich wird.“

Bleibt den Zörbigern die Hoffnung, dass ihr Problem die drei Landtagskandidaten erreicht hat. Allerdings: Bei Lichte besehen muss man eingestehen, diese Versammlung brachte volle Punktzahl für die Grünen, deren Vertreter Christian Hennicke nicht mal dabei war. Aus Termingründen. „Wir haben zeitlich den größten gemeinsamen Nenner gesucht“, erklärte Gieseke, „der war heute. Klar, dass jetzt alle Landtagskandidaten Termine haben.“ In diesen Tagen sind eben alle unterwegs - um sich die Sorgen der Wähler anzuhören. (mz)