Frust und Freude bei Gartenfreunden Frust und Freude bei Gartenfreunden: Ist 2018 in Bitterfeld-Wolfen ein so genanntes Mastjahr?

Bitterfeld - Freud und Leid liegen oft nah beieinander. Da macht auch Mutter Natur keine Ausnahme. Tränen für Allergiker, rote, pralle und vor allem viele Tomaten für die Kleingärtner. Was bedeutet das? 2018 ist ein Mastjahr, sagen jedenfalls die Experten. Das bestätigt auch der Pollenflugkalender des Frühjahrs bei wetter.com.
Für Allergiker gab’s eine Extradosis auf Nase und Auge. Denn in so genannten Mastjahren ist die Pollenbelastung besonders hoch. „Heiß, trocken, windig - das ist Allergiewetter“, meint Dr. Hans-Werner Trummel, Hals-, Nasen-, Ohrenspezialist aus Zörbig. Des Allergikers Last ist des Kleingärtners Erntelust. Aber nur, wenn er in diesem Sommer gut gegossen hat.
Aber was verbirgt sich hinter dem seltsamen Namen Mastjahr? Die Mast sei eine Überlebensstrategie der Bäume, heißt es. In den so genannten Mastjahren, die in unregelmäßigen Abständen wiederkehren, kommt es zur vermehrten Bildung von Samen.
Kastanien und Eicheln zum Beispiel fallen in diesem Jahr im Sekundentakt
Das wiederum wirkt sich auf die Früchtezahl aus. Kastanien und Eicheln zum Beispiel fallen in diesem Jahr im Sekundentakt, das bestätigt Uwe Robitzsch, Forstrevierleiter Grenzhaus. Dazu gehören unter anderem Teile der Dübener Heide, aber auch der Wald bei Sandersdorf und Burgkemnitz. Allerdings seien die vielen Früchte relativ klein, betont Robitzsch.
Schuld war die Hitze. „Lassen Sie sich mal jeden Tag 40 Grad auf den Kopf scheinen.“ Die Bäume hätten in diesem Jahr mächtig Stress. Doch dass 2018 nun ein Mastjahr ist, daran hat der Revierleiter so seine Zweifel. Mutter Naturs Wege sind eben manchmal unergründlich.
Das hat auch Thomas Eisel, der Garten- und Landschaftsplaner aus Mühlbeck, oft erfahren. „Dieses Jahr war es für die Bäume eine Mega-Anstrengung“, zieht er Bilanz. Während die Felder vertrockneten, wuchsen die Obstbäume über sich hinaus. Pfirsiche, aber auch Tomaten - sein Garten glänzte mit den höchsten Erträgen seit langem. Eisel hat eine Erklärung für den Ernteerfolg: Die Bäume und Pflanzen haben sich in einem Überlebenskampf auf das Wesentliche konzentrieren müssen: ihre Früchte.
„Es gab viele Früchte, jedoch meist kleinere“
Auch Axel Richter, Chef des Verbands der Gartenfreunde Bitterfeld und Umgebung, wird diesen Sommer nicht so schnell vergessen. „Ich habe sehr viel gegossen.“ Den Ernteerfolg schätzt er ähnlich ein. „Es gab viele Früchte, jedoch meist kleinere.“ Das sei der Trockenheit geschuldet.
Jörg Lebahn vom Obsthof Ulrich in Prussendorf ist mit der Apfelernte durch. Die fiel unterdurchschnittlich aus. Was die Blüte im Frühjahr versprach, hielt die Ernte nicht. Zu viele kleine Früchte, weniger große. Das schmälerte die Ernte. Lebahn kann sich nicht erinnern, jemals mit dem Wasserfass losgefahren zu sein. Doch in diesem Jahr musste er das tun.
Der Prussendorfer schaut auch über die Landesgrenze. In Baden-Württemberg zum Beispiel werden Rekordernten verzeichnet. Ein Obstbauer in Stockach hat seine Plantage für alle geöffnet und 30.000 Äpfel verschenkt. So regional unterschiedlich war der Sommer. Mastjahr hin oder her. (mz)
