Frühförderstelle Frühförderstelle: Rechtsanspruch auf Hilfe fürs Kind
Wittenberg/MZ. - Die zwei Spielzimmer im Haus in der Berliner Straße sind schön bunt und sparsam möbliert. Doch sind sie nicht dazu gedacht, dass hier ganze Gruppen von Kindern herumtollen.
Gezielte Einzelförderung ist die Aufgabe der Frühkindlichen Entwicklungsförderung, kurz Frühförderstelle genannt, die sich in Trägerschaft des Augustinuswerkes befindet.
Aufgabe ist die Förderung und Betreuung von behinderten und von Behinderung bedrohten Kindern im Alter bis zu sieben Jahren. "Für die Eltern ergibt sich oft eine schwierige Situation, wenn ihr Kind nicht so aufgeweckt oder bewegungsaktiv ist, wie es sein sollte", erklärt Bernd Keitzl. Geschäftsführer des Augustinuswerkes. Christa-Maria Becker, Leiterin der Einrichtung, präzisiert dies: "Entwicklungsrückstände bei einem Kind zeigen sich sehr verschieden. Manchmal kann es nicht malen, hat Schwierigkeiten beim Rad fahren, agiert ungeschickt oder spricht auffällig. Dann sollten sich Eltern bei uns melden."
Die Leistungen der Frühförderstelle seien für die Eltern kostenfrei. "Es ist ein Rechtsanspruch, der durchgesetzt werden muss", sagt Keitzl. "Wir wollen einfach Berührungsängste abbauen und finanzielle Ängste gar nicht erst aufkommen lassen."
Bei einem Termin, der durchaus auch im häuslichen Umfeld stattfinden kann, werden erste Absprachen getroffen. Die Fachleute sehen sich das Kind an und helfen auch beim Ausfüllen des Antrages für das Sozialamt. "Letztlich trifft dann der Amtsarzt, der sich das Kind ansieht, die Entscheidung", so Frau Becker.
Etwa 45 Kinder pro Jahr werden von den vier Mitarbeiterinnen im Landkreis betreut. Ein bis zwei Stunden pro Woche sind diese bei den Familien, dabei sehen die Eltern, was sie selbst für die Förderung ihres Kindes tun können. Die Frühförderstelle bezieht, je nach Bedarf, interdisziplinär andere Fachgebiete ein: die sozialpädiatrischen Zentren Halle oder Magdeburg, niedergelassene Physiotherapeuten mit Zusatzausbildung, Logopäden und Ergotherapeuten, Familienberatungsstellen sowie Haus- und Kinderärzte. Dieses Netz für Diagnose und Betreuung, das sich in den zehn Jahren des Bestehens entwickelt hat, sei ein "echter qualitativer Sprung", betont Bernd Keitzl.
Es scheine zunehmend wichtiger zu werden, dass Familien wissen, welche Möglichkeiten ihnen offen stehen, fügt der Geschäftsführer hinzu. Er zeigte sich optimistisch, was die Sicherung der Frühförderstelle auch in der Zukunft betreffe, denn ab Juli komme die Finanzierung vom Land.
Frühförderstelle Wittenberg, Berliner Str. 4; Tel. 40 22 81; Sprechzeiten montags bis freitags 11.30 bis 13 Uhr.