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Fluthelfer in Bitterfeld Fluthelfer in Bitterfeld: Rund um die Uhr

Von Sylvia Czajka 04.07.2013, 18:48
Tino Sturm vom THW Senftenberg am „Deichbauwerk Flutungsanlage Tagebau Goitzsche“ in Friedersdorf
Tino Sturm vom THW Senftenberg am „Deichbauwerk Flutungsanlage Tagebau Goitzsche“ in Friedersdorf THW Lizenz

Wolfen/MZ - 1 000 Liter pro Sekunde – kaum in Worte zu fassen, welche Kräfte da wirken. Es war wohl der letzte abgepumpte Tropfen, der darüber entschied, ob eine Flutwelle nach Bitterfeld rollt oder nicht, schätzt Wolfgang Krimme, der stellvertretende Ortsbeauftragte des Technischen Hilfswerkes (THW), Ortsverband Wolfen/Bitterfeld, ein. „Es war ganz knapp.“ Die Pumpe mit der gewaltigen Saugkraft, die mit dafür sorgte, dass Bitterfeld von einer Flutwelle verschont blieb, lag in der Obhut des THW und wurde von einer Leipziger Firma zur Verfügung gestellt. Sogar Aale verschluckte sie in einem Stück. „Doch was wäre die Technik, wenn wir die Leute nicht hätten“, sagt Krimme nicht ohne Stolz. Stolz auf das 45-köpfige Team des Ortsverbandes, das von der ersten Stunde an, in der das Wasser kam, dabei geblieben ist. Ob in Leipzig, Bitterfeld und jetzt noch in Aken. Stolz auch auf die Arbeitgeber, die „seine“ Leute von ihrem Job freigestellt haben, damit sie an den Deichen ihrem Ehrenamt alle Ehre machen.

Mittlerweile ist Volkmar Kramer in der fünften Einsatzwoche. Drei Nächte davon verbrachte er zu Hause. Er ist selbst Arbeitgeber – hat sich quasi freigestellt. Die Arbeit kann warten, muss warten. Kramer ist Schirrmeister beim THW – für die Technik zuständig. Er hält die Dinge am Laufen oder am Pumpen. Das bedeutet für den 57-jährigen Elektromeister aus Zscherndorf: Gegessen und geschlafen wird, wenn es die Zeit erlaubt.

Die ersten Wochen nächtigte er im Auto, mittlerweile wurde er auf einem Bauernhof in Susigke unweit von Aken aufgenommen – bei Bauer Roland Jungmann und dessen Familie. „Die Solidarität ist grenzenlos. Da fehlen einem manchmal die Worte“, meint Kramer. Ein Anruf genüge meistens. Ersatzteile für „Hannibal“, die Pumpe des Ortsverbandes? Kein Problem. Deren Leistung kann sich sehen lassen - ihr Spitzenwert beträgt 5 000 Liter pro Minute. „Wir sind nur noch heute rund um Aken im Einsatz“, sagt Kramer. Dann geht es wahrscheinlich nach Hause. Worauf er sich freut? Auf seine Frau natürlich und ein warmes Bad.

Zur Ruhe kommen sei nicht einfach. Das Erlebte muss erst einmal verarbeitet werden, das gehe jedem so, bestätigt Wolfgang Krimme. Der stellvertretende THW-Ortsbeauftragte war die ersten zwei Wochen – als das Wasser drohend vor den Toren Bitterfelds stand - rund um die Uhr im Stab gefordert. „Die ersten Tage sind immer die schlimmsten, je länger es dauert, umso besser funktioniert alles“, sagt Krimme und macht zugleich Vorschläge: Man sollte im Landkreis darüber nachdenken, Komplexübungen mit den unterschiedlichsten Partnern zu organisieren – um für Katastrophenfälle noch besser gerüstet zu sein. Übungen sollten nicht nur unter sich durchgeführt werden - wie Feuerwehr mit Feuerwehr. Denn im Fall der Fälle, das habe das Hochwasser gezeigt, seien die unterschiedlichsten Rettungskräfte gefordert.

„Übungen mit dem Ziel, das Zusammenspiel der Einsatzkräfte zu optimieren sind eine nützliche und gute Sache und wurden in der Vergangenheit bereits praktiziert“, antwortet Udo Pawelczyk, Sprecher der Landkreisverwaltung Anhalt-Bitterfeld. Der Landkreis als Katastrophenschutzbehörde sei für solche Vorschläge immer offen“.

Informationen über die ehrenamtliche Tätigkeit beim THW gibt es unter Tel.: 0177/8 81 83 00.

Unterwegs auf der überfluteten L 149 zwischen Wulfen und Diebzig
Unterwegs auf der überfluteten L 149 zwischen Wulfen und Diebzig
THW Lizenz
Volkmar Kramer
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Kehrer Lizenz
W. Krimme
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