Flüchtlingsunterkunft in Brehna kommt nicht Flüchtlingsunterkunft in Brehna kommt nicht: War Unterbringung in Roitzsch wirklich alternativlos?

brehna - Die derzeit für Roitzsch geplante Gemeinschaftsunterkunft war ursprünglich für Brehna anvisiert. Nach MZ-Informationen gab es mehrere Angebote für das Bavaria-Hotel unweit der A 9. Ein Standort, der auch vom Landkreis Anhalt-Bitterfeld favorisiert wurde, der für die Verteilung der Flüchtlinge zuständig ist. Doch als der Vergabeausschuss des Landkreises im Dezember die Flüchtlingsunterkunft für Roitzsch beschloss, stand Brehna nicht mehr zur Auswahl. Es gab für die Ausschussmitglieder nur noch eine Option. Wie kam es dazu?
„Es ist dafür gesorgt worden, dass das Objekt vom Markt genommen wurde“, sagt Bernhard Böddeker, Kreisdezernent und Vize-Landrat von Anhalt-Bitterfeld. Wer dies tat, wisse er nicht. Doch die Entwicklung bedauert Böddeker. „Denn es wäre auf jeden Fall geeigneter gewesen als das vorgesehene Gelände in Roitzsch.“ Doch sei es normal, dass auch andere Interessenten für das Bavaria-Hotel bieten.
Für die Entwicklung kontraproduktiv
In der Ausschreibungsphase gab es laut Böddeker unter anderem einen Brief von Sandersdorf-Brehnas Bürgermeister Andy Grabner (CDU) an den Landkreis. Darin habe Grabner die Unterkunft in Brehna abgelehnt und Bezug genommen auf das entstehende Outlet-Center in Brehna. Denn ein Flüchtlingsheim sei kontraproduktiv für die Entwicklung des Gebiets. „Es ist legitim, das so zu sagen“, meint Böddeker. „Aber wir sehen das ein bisschen anders.“ Letztlich aber könne der Landkreis nur mit den Objekten arbeiten, die der Anbieter für solch eine Flüchtlingsunterkunft vorschlage.
Grabner selbst wollte sich zu dem Brief oder eventuellen anderen Bemühungen in der Stadt nicht äußern. Über die Pressestelle der Kommune ließ er mitteilen: „Ob der Bürgermeister Herr Grabner einen Brief bezüglich im Bavaria-Hotel an den Vergabeausschuss des Landkreises schrieb, ist völlig irrelevant.“ Schließlich liege die Entscheidungshoheit allein beim Landkreis. Die Stadt habe keinerlei Einfluss auf die Vergabe.
Neuer Besitzer seit Dezember
Der Vergabeausschuss des Landkreises sollte ursprünglich bereits Ende Oktober über den künftigen Standort für die vierte Gemeinschaftsunterkunft im Landkreis entscheiden. Offiziell haben stets Unterlagen eines Bieters gefehlt, weswegen es Verzögerungen gab. Inoffiziell gibt es eben auch noch eine zweite Version: „Es hat den Anschein, dass im Hintergrund kräftig gekurbelt wurde, um die Unterkunft in Brehna zu verhindern. Gefühlt wurde der Vergabeausschuss zum Narren gehalten“, sagt der AfD-Kreisvorsitzende Daniel Roi, der selbst in dem Gremium vertreten ist.
Das Bavaria-Hotel hat übrigens seit dem 1. Dezember einen neuen Besitzer: die Brehnaer Firma Autoland. Der Inhaber wollte auf Nachfrage nicht mitteilen, was er mit dem Objekt künftig vorhat, bestätigte aber zumindest den Erwerb.
Der alte Eigentümer des Bavaria-Hotels wollte sich gegenüber der MZ nicht äußern zur Verkaufsmotivation. Die Frage nach dem Grund ließ er am Telefon offen, da dies Privatsache sei. Dass sein früherer Besitz als Flüchtlingsunterkunft zur Debatte stand, wusste der Bayer aber.
Und was sagt der Investor des bald öffnenden Outlet-Centers in Brehna? Er hat laut eigenen Angaben keinen Einfluss genommen, um eine Flüchtlingsunterkunft in Brehna zu verhindern. Von einer möglichen Unterkunft für Flüchtlinge wusste Horst Jütte von der Investitions- und Treuhand Gesellschaft Düsseldorf: „Ich habe davon gehört. Es gab ein Anfrage, ob wir das Country-Park-Hotel verkaufen, aber das haben wir abgelehnt.“
Neue Geflüchtete erwartet
Derweil ist der Landkreis Anhalt-Bitterfeld weiter auf eine vierte Gemeinschaftsunterkunft angewiesen. In dieser Woche sind nach Angaben des Landkreises 55 neue Asylsuchende in den Landkreis gekommen. Für die kommende Woche wurden ihm rund 80 Neuankömmlinge mitgeteilt.
Für das Jahr 2016 gibt es Zusagen an den Landkreis, dass pro Monat maximal 250 Flüchtlinge verteilt werden. Zum Vergleich: Im Oktober waren es in Spitzenzeiten rund 500 Männer und Frauen.
Für Roitzsch gibt es übrigens, Stand Mittwoch, noch keinen Bauantrag für die Asylunterkunft. (mz)
