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Fleischerhandwerk Fleischerhandwerk: Wenn der Senf die Dampfwurst übertrumpft

Von michael maul 19.02.2014, 20:38
Der Fleischermeister als Senfproduzent. Klaus-Dieter Kohlmann stellt die Spezialität zurzeit noch selbst her.
Der Fleischermeister als Senfproduzent. Klaus-Dieter Kohlmann stellt die Spezialität zurzeit noch selbst her. kehrer Lizenz

Greppin/leipzig/MZ - Für Fleischermeister Klaus-Dieter Kohlmann aus Greppin hat sich seit seinem Wurstduell auf der Grünen Woche in Berlin einiges geändert. Der 58-Jährige hatte die Bayerische Weißwurst mit dem dortigen Landesobermeister zum Geschmacksduell herausgefordert - der Kampf endete unentschieden. Diese Aktion hat ihm und seiner Heimat große Bekanntheit eingebracht. Doch fast noch begehrter als die Wurst aus dem kleinen Ortsteil der Stadt Bitterfeld-Wolfen ist Kohlmanns nun schon legendärer roter Senf. Der findet neuerdings reißenden Absatz. Um die gestiegene Nachfrage befriedigen zu können, will sich der Greppiner jetzt einen Senfproduzenten aus Sachsen-Anhalt mit ins Boot holen. Der soll die feurig-würzige Beilage herstellen.

Die Dampfwurst soll vermarktet werden

„Wir sind kurz vor der Unterzeichnung eines Vertrages“, sagt der Fleischer. Vielleicht könne man den roten Senf künftig sogar in manchen Supermärkten finden. Auch für die Dampfwurst habe ein Produzent Interesse angemeldet, der die Spezialität in größeren Mengen herstellen könnte. Nach der Aktion auf der Grünen Woche hatte der Greppiner bereits seinen Berufskollegen angeboten, die Wurst in ihren eigenen Fleischereien herzustellen. Vier Meister hätten sich schon gemeldet. Doch Kohlmann hofft auf mehr. Anlässlich des Fleischerverbandstages, der am 8. März stattfindet und bei dem viele seiner Kollegen anwesend sein werden, wolle er deshalb erneut die Werbetrommel rühren. „Vielleicht kann ich bis dahin weitere Betriebe überzeugen.“

Für die Zukunft der Preußischen Dampfwurst aus Greppin sieht Fleischermeister Kohlmann keine Probleme. Er werde auf alle Fälle den Ratschlag von Manfred Zwarg von der Handwerkskammer Halle befolgen und sich bei der Eisleber Wiese bewerben. Vielleicht könne man dort ähnlich der Münchner Wiesen einen Volltreffer landen.

Die Fleischerei Kohlmann ist in Greppin schon mehr als 100 Jahre bekannt. Der Unterschied zwischen der Greppiner und der Bayerischen Weißwurst liegt in den Fleischarten. Während Kohlmann Rind und Schwein verwendet, kommen in die bayerische Wurst fein zerkleinertes Kalbfleisch und entsprechende Gewürze. (mm)

Kohlmann sieht die ganze Sache aber noch aus einer anderen Richtung. „Das alles soll ja nicht nur Werbung für die in Greppin hergestellte Dampfwurst sein“, blickt der Fleischermeister über den Tellerrand hinaus. Es solle Werbung für das gesamte Fleischerhandwerk und die Region sein. „Wer die Dampfwurst kennengelernt hat, möchte doch auch wissen, wo sie herkommt“, zieht er den logischen Schluss zum Interesse an seiner Heimat. Das beste Beispiel dafür sei die sprunghaft gestiegene Nachfrage an der ungeräucherten Brühwurst nach dem Wurstduell in Berlin. Erst kürzlich habe er einen größeren Posten nach Essen zum Jubiläum der Reichsadlerapotheke liefern können, freut sich der Chef des kleinen Greppiner Unternehmens.

Expansion geplant

In Greppin reiße nach all seinen Aktionen der Kundenstrom nicht ab, so Kohlmann. Auch viele Menschen aus anderen Gegenden sind seitdem seine Kunden. Und seine Mitarbeiter? „Die lachen nur, wenn ich wieder etwas Neues vorstelle“, sagt er. Einzig seine Frau trete ab und zu mal auf die Euphoriebremse, sagt Kohlmann. Und das sei gut so. „Da bleibt man auf dem Boden der Realität.“ Langsam werde es in dem kleinen Greppiner Betrieb eng, blickt der Fleischer voraus. Daran habe auch die Senfherstellung einen Anteil, die in dem kleinen Produktionsraum einen wesentlichen Platz einnimmt. Nun stehe aber der Schritt in Richtung Expansion unmittelbar bevor, sagt der Greppiner. „Denn anbauen kann ich hier nicht mehr. Dafür fehlen der Platz und die Zeit. Schließlich bin ich ja auch noch für meinen Betrieb und die neun Mitarbeiter verantwortlich.“

Dass Innovation nicht immer nur mit technischen Neuheiten zu tun hat, bewies Kohlmann mit seiner Teilnahme am Wettbewerb um den Innovationspreis, der von den Handwerkskammern Halle und Leipzig anlässlich der Handwerkermesse in Leipzig schon zum fünften Mal ausgelobt wurde. Kohlmann konnte zwar dort nicht das Treppchen der ersten Drei besteigen, bleibt aber optimistisch. „Ich werde mir auch weiterhin Gedanken machen, um meinen Kunden etwas Neues anzubieten“, versichert der Landesinnungsmeister.

Der rote Senf.
Der rote Senf.
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