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Fleisch verarbeitende Industrie Fleisch verarbeitende Industrie: Kampf-Aktion in Erwägung

Von Dieter Maertins 25.02.2001, 18:18

Lingenau/MZ. - Mitarbeiter der Fleisch verarbeitenden Industrie sind im Kampfstimmung. Der Landesverband-Ost der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) will unter Umständen zu entsprechenden Aktionen schreiten, sollten die Auswirkungen der BSE-Krise auf die im Fleisch verarbeitenden Gewerbe, auf Schlachthöfen und in Futtermittelbetrieben tätigen Beschäftigten nicht abgefedert werden. Das sagte NGG-Landesbezirksleiter-Ost Edmund Mayer der MZ nach einer Betriebsrätetagung in Lingenau. Mayers Organisation vertritt die Interessen besagter Beschäftigter in den Bundesländern Berlin, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.

Mayer zufolge sind die Auswirkungen der BSE-Fälle auf die Beschäftigungslage bereits jetzt verheerend. Eine Blitz-Umfrage unter den in Lingenau anwesenden Betriebsräten aus 33 Betrieben habe ergeben, dass allein im Zeitraum zwischen dem 31. Dezember 2000 und 15. Februar 2001 die Zahl der Beschäftigten in ihren Betrieben um rund 1500 zurückgegangen ist. Ende Dezember waren es noch etwa 5000. "Dieses Ergebnis war für alle eine ebenso unerwartete wie bittere Erkenntnis", so Mayer. Die Schmerzgrenze sei erreicht. Zu befürchten sei zudem, dass sich durch den Schweinemast-Skandal die Lage noch verschlimmere.

Der Hauptteil des bereits vollzogenen Arbeitsplatzabbaus resultiere aus dem Umstand, dass sich die Betriebe von Subfirmen getrennt haben, die für sie Lohnarbeit verrichteten oder befristete Arbeitsverhältnisse auslaufen ließen. Mayer sprach von lediglich 70 Fällen, in denen eine betriebsbedingte Kündigung ausgesprochen oder angekündigt wurde. "Dennoch - die Plätze sind erst einmal weg", sagte der Gewerkschafter. Es gebe zudem deutliche Anzeichen dafür, dass große Unternehmen die BSE-Krise zum Anlass nähmen, die ihnen lästige Konkurrenz kleinerer Firmen auszuschalten.

Vor diesem Hintergrund halte seine Gewerkschaft an den bereits bei anderen Gelegenheiten erhobenen Forderungen fest. Es gehe nicht an, dass lediglich die Vernichtung mit öffentlichen Mitteln subventioniert wird, die finanziellen Folgen der Krise aber allein von den Arbeitnehmern zu tragen seien. Den Beschäftigten der Branche müssten Ausgleichszahlungen gewährt werden, die die Folgen von Minderbeschäftigung, Kurzarbeit und Entlassung auffangen. In in Kurzarbeit gegangenen Betrieben der Fleisch verarbeitenden und der Futtermittelindustrie müssten Qualifizierungsmaßnahmen angeboten werden. Von Bund und Europäischer Union müsse ein Strukturfonds eingerichtet werden, mit dessen Mitteln die zu erwartenden Veränderungen in der Fleischverarbeitung sozial begleitet werden.

"Zudem fordern wir, dass die Preistreiberei in der Lebensmittelindustrie unterbunden wird und härtere Strafen für Panscherei angesetzt werden", sagte Mayer. Sollten sich Bund oder Länder den Forderungen der NGG verschließen, schloss Mayer Kampfaktionen nicht aus.