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Fischtreppe Friedersdorf Fischtreppe Friedersdorf: LHW-Chef Henning weist Kritik zurück

Von Frank Czerwonn 05.10.2015, 14:31
Auch eine neue Fischtreppe in Friedersdorf wird gebaut. (Bild: Burkhard Henning vom Talsperrenbetrieb an der bestehenden Anlage)
Auch eine neue Fischtreppe in Friedersdorf wird gebaut. (Bild: Burkhard Henning vom Talsperrenbetrieb an der bestehenden Anlage) T. Ruttke/Archiv Lizenz

Friedersdorf - Als „konzeptlos, planlos, nutzlos“ hat der Bund der Steuerzahler Sachsen-Anhalt im Schwarzbuch 2015 die Fischaufstiegsanlage in Friedersdorf am Auslauf des Muldestausees bezeichnet. Gegen diese Kritik wehrt sich Burkhard Henning, Leiter des zuständigen Landesbetriebs für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW). An der Beschreibung des Projekts durch den Bund der Steuerzahler stimme fast nichts. „Das ist grottenschlecht recherchiert“, sagt Henning.

Die 2010 gebaute Friedersdorfer Fischtreppe ist Teil der Maßnahmen, um die europäische Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH) umzusetzen, die die Durchlässigkeit wanderwilliger Fische wie Lachs und Stör gewährleisten soll. Doch für den Steuerzahlerbund hat die Umsetzung an der Mulde „wenig mit Artenschutz, aber viel mit Steuerverschwendung zu tun“. Denn Lachs und Stör könnten gar nicht bis Friedersdorf vordringen, weil bereits am flussabwärts liegenden Dessauer Wehr ihre Reise ende. Dort fehlt nämlich noch immer die Fischaufstiegsanlage.

Baustart ist im November

LHW-Chef Henning ist besonders verärgert, weil der Steuerzahlerbund dieses Problem vor drei Jahren schon einmal angesprochen hatte. „Damals haben wir ein ausführliches Gespräch geführt und alles dargelegt. Die Sache war danach geklärt.“ Für solche Projekte brauche man nun mal einen langen Atem. Doch die Gründe, warum sich der Bau in Dessau so verzögert habe, seien ja in der Region bekannt. Erst habe es zwei konkurrierende Wasserkraft-Bewerbungen gegeben, dann hätten die Antragsteller Nachbesserungsauflagen erhalten, seien aber schließlich abgesprungen. Letztlich hätten Prüfungen ergeben, dass dort die Betreibung eines Wasserkraftwerks, zu dem eine Fischtreppe gehören würde, sich nicht rentiere. „Daraufhin ist das Land eingestiegen“, so Henning. Nun baue das LHW nur die Fischaufstiegsanlage. „Baustart ist im November.“ In zwei Jahren soll sie fertig sein. „Und das weiß auch der Steuerzahlerbund.“

Verzögerungen nicht absehbar gewesen

Die Dessauer Verzögerungen seien aber nicht absehbar gewesen. Sinnlos sei die Fischtreppe in Friedersdorf aber auch jetzt schon nicht. „Denn es kommen ja Fische an“, so Henning. Zudem würden Anglerverbände im Dessauer Bereich die Fische stromaufwärts setzen. Henning ist aber auch bewusst, dass selbst mit der Dessauer Fischtreppe über die bestehende Anlage in Friedersdorf nicht alle Fischarten in der Mulde flussaufwärts zu ihren Laichplätzen kommen. Doch das soll sich durch das geplante Wasserkraftwerk mit einer zweiten Fischtreppe ändern (die MZ berichtete). „Die Ausschreibungen laufen“, so Henning, der von einem Baustart im nächsten Jahr ausgeht. „Auch dieser Bau hat nichts mit Verschwendung zu tun.“ (mz)