Feuer am zweiten Weihnachtstag in Raguhn Feuer am zweiten Weihnachtstag in Raguhn : Ärztin eröffnet nach Brand neue Praxis

Raguhn - Gabriele Kahlert wagt den Neuanfang. Die Allgemeinmedizinerin öffnet morgen in der Markeschen Straße 8c in Raguhn ihre Praxis. Von einer Zwischenlösung will sie nicht reden. „Das ist meine Praxis. Hier bin ich ab sofort mit meinen Mitarbeitern für meine Patienten da“, sagt die Frau, für die am zweiten Weihnachtstag die Welt aus den Fugen geraten war.
Vor gut sechs Wochen brannte das Wohnhaus der Ärztin samt darin befindlicher Praxis komplett aus. Trotz mehrstündigem Feuerwehreinsatz war es nicht gelungen, ein Übergreifen des Feuers aus dem Garagenbereich auf das Wohngebäude zu verhindern. „Es ist alles hin“, sagt Gabriele Kahlert. Die Reste ihres Hauses müssen unter Umständen komplett abgerissen werden.
Die Medizinerin redet nicht um den heißen Brei herum, auch wenn die Erinnerung an den Schrecken des zweiten Weihnachtstages das Denken mitunter lähmt. „Ich werde weiter als Ärztin arbeiten. Das bin ich den Patienten und nicht zuletzt meinen Mitarbeitern schuldig.“ Gabriele Kahlert hat das Rentenalter schon erreicht. Aber einfach gehen, ist nicht ihr Ding. Sie empfindet Verantwortung für einen Ort, an dem sie bereits seit einem Vierteljahrhundert als Ärztin aktiv ist. Sie kennt die Patienten, die wiederum vertrauen ihr. Raguhn braucht eine Praxis für Allgemeinmedizin. Das erkannte auch die Rathausmannschaft. Die Verwaltung unterstützte die Suche nach alternativen Standorten.
Diplommedizinerin Gabriele Kahlert hat nach dem Brand ihres Hauses in der Raguhner Mittelstraße umziehen müssen. Die neuen Praxisräume finden sich in der Markeschen Straße 8c. Geöffnet ist Montag, Dienstag und Mittwoch von 8 bis 11 Uhr sowie Dienstag von 14 bis 16 und Donnerstag von 14 bis 18 Uhr.
Freitags bleibt die Praxis geschlossen. Telefonisch erreichbar ist die Einrichtung unter 034906/2 03 64.
Sechs Wochen lang war die Praxis von Gabriele Kahlerts Kollegen Hartmut Hoffmann die einzige in der Muldestadt. Um die Betreuung der Patienten sicherzustellen, sprangen auch Mediziner aus der Nachbarschaft ein. „Ich muss mich einfach für die ganze Unterstützung bedanken. Das hat sehr gut getan.“ Gabriele Kahlert denkt nicht einmal an die eigene, ganz private Situation. Sie ist mit der Familie vorerst im Nachbarort Marke untergekommen. „Man hat sich eingerichtet.“ Viel mehr will sie nicht erzählen. Jeder könne sich vorstellen, was nach einem Vollbrand in den Wohnbereichen des Raguhner Hauses übriggeblieben wäre. „Es ist schwer.“
Gewohnte medizinische Versorgung
Ihre neuen Praxisräume hat die Ärztin im hinteren Bereich des Wohn- und Geschäftsgrundstückes in der Markeschen Straße 8c aufgeschlagen. Im Flachbau waren einst Büroräume untergebracht, die vom Praxisteam auf Vordermann gebracht werden mussten. „Auch die ganze Familie hat mit angepackt. Kollegen stellten Einrichtungsgegenstände zur Verfügung. Die kassenärztliche Vereinigung hat der Eröffnung der Praxis am neuen Standort zugestimmt.“ Gabriele Kahlert ist erleichtert.
Sie sichert den Patienten in den neuen Räumen die gewohnte medizinische Versorgung zu. „Wir werden hier in gleicher Weise wie bisher arbeiten“, bekräftigt die Medizinerin, die angesichts der Brandkatastrophe im eigenen Haus einen Glücksfall vermelden kann: Der Aktenschrank mit Patientenunterlagen hat den Brand überstanden. Die Akten sind einsortiert, immer neue Dokumente kommen hinzu. Befunde, Arzt- und OP-Berichte werden per Post in die neue Praxis gebracht. Der Alltag hat bereits Einzug gehalten.
„Ich hoffe, dass meine Patienten die neue Situation auch positiv annehmen werden“, betont Gabriele Kahlert.(mz)
