Fast wie in guten alten Tagen
Zörbig/MZ. - Sie stand fast 80 Jahre in der Zörbiger "Saftbude" und produzierte den Unterdruck, der den Kochprozess der Marmeladenherstellung verkürzen half - ein ähnliches Prinzip, wie man das vom Schnellkochtopf kennt.
Zschoche hat noch heute die Geräusche im Ohr, die die ehemalige Dampfmaschine damals von sich gab. Aufgrund des neuen Antriebs, einem elektrisch betriebenen Rad, kommt die Maschine heute nicht mehr so auf Touren, wie das noch bis in die 70er Jahre hinein der Fall war. Denn bis dato war die Maschine Bestandteil der Produktionsanlage von "Ogis". "Ist ja auch nur zur Illustration", schränkt Zschoche ein. Abgeschaut habe er sich dieses Prinzip von der Dampfmaschine, die der Bitterfelder Bergleuteverein wieder hergerichtet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht hatte. Denn auch diese laufe nicht mehr mit Dampf.
Entdeckt habe Zschoche das völlig desolate und verrostete Teil nach dem Abriss von "Ogis" auf dem Bauhof der Stadt. Sofort habe es ihm in den Fingern gejuckt. Und nach einigem Hin und Her war klar, dass der Oldtimer-Fan unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten die Vakuumdampfmaschine sanieren darf. Dafür gab es - mit Auflagen, wie der Öffentlichkeit nach ihrer Restaurierung zugänglich machen - von Seiten der Stadt auch noch 1 000 Euro.
Zschoche habe sich über den Zuschuss gefreut, der eigentlich mehr ein Tropfen auf den heißen Stein war, zugleich aber auch Anerkennung signalisierte. Allein der Transport des tonnenschweren "Schrotthaufens", wie Zschoche die einst so wichtige Maschine bezeichnete, habe das Geld verschlungen. Aber darum gehe es ihm nicht. Sondern darum, ein altes Teil wieder im einstigen Glanz erstrahlen zu lassen. Und das ist gar nicht übertrieben, denn wenn man die Vakuumpumpe heute betrachtet, fühlt man sich zwar in die gute alte Zeit versetzt. Doch man sieht ihm nicht mehr an, dass daran drei Jahre gebaut, geschraubt, geschliffen und lackiert wurde.
Zwei Jahre habe Zschoche allein dafür gebraucht, die Maschine in ihre Einzelteile zu zerlegen, sie von Rost zu befreien und nicht mehr restaurierfähige Teile neu anfertigen zu lassen. In Hans-Joachim Rieger, der in der Werkstatt der Zörbiger Agrargenossenschaft arbeitet, habe er einen Seelenverwandten gefunden, der fast Unmögliches möglich gemacht habe. Allein die Beschaffung des alten Firmenschildes sei eine Geschichte für sich. Anhand alter Fotos habe Zschoche die einstige Maschinenfabrik in Braunschweig ausfindig gemacht, die es übrigens noch heute gibt.