Evangelische Gemeinde Wolfen Evangelische Gemeinde Wolfen: Hölzernes Kleinod in Johanneskirche
Wolfen/MZ. - "Wir sind begeistert", bringt es Pfarrer Torsten Göhler auf den Punkt.
Ein Jahr hat Katarina Leubner, die in Dresden Kunst und Restauration studiert hat, an dem Altar gearbeitet. So hat sie auch fehlende Stücke wie beispielsweise den Schlüssel des Petrus, das Schwert des Pauslus, die Hand einer Marienfigur nach originalem Muster wieder hergestellt und ersetzt. "Die Gemeinde war da sehr engagiert. Und die Leute haben auch gesagt, was sie wollen", erklärt sie. Das sei ihren Vorstellungen sehr entgegen gekommen. "Denn ich mag es nicht, wenn das, was das Kunstwerk schön macht, fehlt."
Der geschnitzte und reich verzierte Flügelaltar, der auch auf der Rückseite Bilder trägt, die aber nur noch rudimentär vorhanden sind, hat eine lange Geschichte. Angefertigt wurde er um 1500. Um diese Zeit schien der Altar nichts besonderes zu sein, denn allein in der Kirchenprovinz Sachsen gab es um diese Zeit 2 300 bis 2 500 derartige Schnitzaltäre, hat Katarina Leubner recherchiert. Erhalten davon sind allerdings nur noch neun Prozent. "Der Wolfener Altar ist eine ganz schöne Arbeit. Nicht Weltklasse, aber schön", urteilt die Restauratorin. Ursprünglich habe er noch ein krönendes Kreuz getragen. Das hat er jetzt nicht mehr. Und das hat damit zu tun, dass der Stammplatz des Altars in der Kirche von Niemegk war. "Das Kreuz hat in die Komposition von Niemegk gehört", erklärt Göhler. Mit dem Abriss des Ortes, der Ende der 70er Jahre der Kohle weichen musste, kam der Altar nach Wolfen. "Er wurde uns vom Rechtsnachfolger der früheren Kirchengemeinde Niemegk, der Evangelischen Kirchengemeinde Bitterfeld, als Dauerleihgabe überlassen.
Und jetzt, da er gereinigt und rekonstruiert ist - auch die beweglichen Teile wurden wieder hergestellt -, wird er auch offiziell eingeweiht. Das wollen die Wolfener gemeinsam mit den Bitterfeldern tun. Am 22. Juni, wenn die Gemeinde das Johannesfest feiert, soll das geschehen.
Die Arbeiten am Altar haben rund 13 000 Euro gekostet. Viele Spenden sind von Bürgern gekommen. Fast die Hälfte, sagt Göhler erfreut. "Das hat zur Verblüffung geführt bei allen - auch bei der Denkmalpflege." Die andere Hälfte sind Eigenmittel der Gemeinde. "Recht besehen sind das ja auch Spenden", stellt der Pfarrer klar. "Ich freue mich, dass sich sehr viele mit der Kirche und mit dem, was mit ihr passiert, identifizieren."