Europas schnellster Pfarrer läuft mit
BITTERFELD/MZ. - Drei Tage hatte er sich extra freigenommen, um die Menschen kennenzulernen, die die Idee zum Spendenlauf hatten. Anlass für die Veranstaltung sind Stammesunruhen in Kenia.
In den Jahren 2007 und 2008 starben dort mehr als 800 Menschen bei blutigen Auseinandersetzungen, Zehntausende mussten flüchten. Darunter auch Paul Muigai Thuo und Isaac Kiplagat Sang, zwei kenianische Läufer, die seit Jahren eine enge Freundschaft mit Bitterfelder Läufern verbindet. Das Lutherjahr 2010 (vor 500 Jahren reiste Martin Luther nach Rom) nehmen der Verein "Von Luther zum Papst", unter dem Vorsitz von Peter Junge, und der Pfarrer der katholischen Kirche Bitterfeld, Matthias Weise, zum Anlass, um ihren kenianischen Freunden zu helfen. Für den guten Zweck machen sich am Ostermontag 25 Läufer zum wohl längsten Lauf ihres Lebens auf.
Pfarrer Matthias Vosseler ist einer von jenen Läufern, die 2 000 Kilometer von Mitteldeutschland bis zum Vatikan hinter sich lassen. Ziel ist es, Spenden für Kenia zu sammeln. Vosseler war von dem Projekt sofort begeistert. "Wir laufen nicht nur auf den Spuren Luthers, sondern wollen damit auch Not leidenden Menschen helfen", sagt der 40-Jährige, "da musste ich nicht lange überlegen." Während der Zwischenstationen sind Veranstaltungen zum Spendensammeln geplant. Etwa 180 Kilometer müssen die Läufer pro Tag zurücklegen. Dabei laufen die Teilnehmer in Paaren für jeweils eine Stunde. 15 Kilometer müssen pro Stunde mindestens zurückgelegt werden, um im Zeitplan zu bleiben.
Für Matthias Vosseler ist das kein Problem. Er ist schließlich Europas schnellster Pfarrer, hat eine Marathonbestzeit von 2:47 Stunden. "Ich laufe sechsmal in der Woche mindestens eine Stunde", erzählt Vosseler, "das hält mich fit und macht den Kopf frei." Mit 20 Jahren lief er bereits seinen ersten Marathon. Doch erst vor vier Jahren intensivierte er sein Lauftraining, lief auch den Winter durch. Mit Erfolg, wie seine Marathonzeiten und zahlreiche Erfolge bei Langstreckenläufen beweisen.
Vier paar Schuhe verbraucht Vosseler so während eines Jahres. Für den Spendenlauf hat er nochmals das Training gesteigert, läuft derzeit etwa 100 Kilometer in der Woche. Das bedarf allerdings einer genauen Planung. "Als Pfarrer fängt man schließlich nicht früh um 8 Uhr an und hat 17 Uhr Feierabend. Pfarrer ist man den ganzen Tag." Doch für sein Training hält sich Matthias Vosseler immer ein Zeitfenster offen: "Das brauche ich. Laufen macht süchtig." Seine Sucht wird am 19. April wohl vorerst gestillt sein. Dann erreicht die Laufgruppe das Ziel ihrer Reise: den Petersplatz in Rom. Krönender Abschluss wird eine persönliche Audienz bei Papst Benedikt XVI. sein.