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Erstes Baby im neuen Jahr heißt Joel

Von Ulf Rostalsky 01.01.2006, 18:22

Bitterfeld/MZ. - Joel Karrer-Pfeil ist das erste Baby des Jahres 2006, das im Kreiskrankenhaus Bitterfeld / Wolfen das Licht der Welt erblickte. 3.01 Uhr begann sein Erdenleben, von der Besonderheit des Augenblicks nahm der 3 880 Gramm schwere und 53 Zentimeter lange Knirps kaum Notiz. Jeanette Karrer erholte sich vom Stress der Geburt, alles andere schien dabei in sehr weite Ferne gerückt.

Auch Gudrun Pensky wollte keine großen Worte machen. "Eine Geburt kommt oder sie kommt nicht." So lautet ihr Motto seit Jahren. Auch in der Silvesternacht ließ sie sich davon nicht abbringen. Die langjährige Erfahrung als Hebamme hat die Wolfenerin abgeklärt und ruhig gemacht. Alles andere wäre wirklich unpassend, bekräftigt sie. Denn würden sich Ärzte und Hebammen von der ganz natürlichen Nervosität und Aufgeregtheit der werdenden Eltern anstecken lassen, könne schnell einmal das eine oder andere nicht Gewollte passieren. Und das habe nun wirklich niemand im Sinn.

Abgeklärt ist Gudrun Pensky geworden, einen besonderen Moment nennt sie eine Geburt dennoch auch heute noch. Sicher, man könne dabei schon ein wenig ins Spiel der Natur eingreifen, den werdenden Müttern die Geburt leichter machen. Aber grundsätzlich am Termin etwas ändern, manches langsamer, anderes schneller machen? So etwas funktioniere wirklich nur in ganz begrenztem Rahmen.

Dass sie vor diesem Hintergrund bei ihrem letzten großen Jahreswechseldienst zum Millennium 1999 / 2000 einen besonderen Ansturm erlebte, kann die Hebamme deshalb auch nicht bestätigen. Auch damals sei alles ganz normal gelaufen. "Ein gewöhnlicher Dienst, lediglich das Datum war ein besonderes."

1972 begann Gudrun Pensky in Wolfen ihre Krankenpflegeausbildung, mit dem eigenen Nachwuchs setzte sie jedoch einen Entschluss um. Sie wollte nicht mehr Krankenschwester, vielmehr Hebamme sein. "Näher an den Menschen in einem der bedeutendsten Momente für die meisten Paare", das sei ein ganz wesentlicher Punkt für ihre Entscheidung gewesen, den Abschluss als Hebamme zu machen. Seit 1980 ist sie das, bis 1987 hat sie 1 000 Kindern auf die Welt geholfen. "Mit der Geburt meiner Nichte habe ich aufgehört zu zählen", sagt Gudrun Pensky. Doch zwischen 80 und 100 Geburten im Jahr sei schon eine Zahl, die sie im Krankenhaus regelmäßig erreichen würde. Kurz nach Weihnachten machte Gudrun Pensky in diesem Jahr die Hundert voll. Mit der 98. von ihr begleiteten Geburt kam das 100. Kind zur Welt.

Es ist eine Zahl, die nicht alle der acht Hebammen erreichen. Aber das könne man so einfach nicht im Raum stehen lassen. Es habe viel mit Zufall zu tun. Der eine sei wie sie eben gern ein Engel der Nacht, mache Silvester Dienst - weil das auch nicht anders als sonst sei. Und habe dabei das Glück, dass vielleicht gerade dann viele Kinder das Licht der Welt erblicken wollen. Doch das könne sich ja so schnell ändern. Denn "eine Geburt kommt oder sie kommt (noch) nicht." Die Natur entscheide noch immer so viel. "Aber ganz ehrlich: Ich liebe doch eher die Dienste, wo etwas passiert, Kinder auf die Welt wollen. Ruhe kann ich auch woanders haben", sagt Gudrun Pensky.