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Erich-Kästner-Schule Erich-Kästner-Schule: Andere respektieren

Von Silke Ungefroren 14.10.2013, 17:28
Die Schüler gestalten ein ausdrucksstarkes Programm.
Die Schüler gestalten ein ausdrucksstarkes Programm. André Kehrer Lizenz

Bitterfeld/MZ - In der Turnhalle brodelt es, als Kung-Fu-Großmeister Chu-Tan-Cuong Ausschnitte aus dem Programm „Fight on Stage“ präsentiert. Mehrere junge Leute tanzen, bewegen sich nach Hip-Hop und begeistern mit Kung Fu. Und es ist kein Zufall, dass diese Show zur Gewaltprävention, die Ende des Monats im halleschen Steintor-Varieté gezeigt wird, auch in der Bitterfelder Erich-Kästner-Schule zu sehen ist: Diese Einrichtung erhielt gestern den Titel „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“.

Damit würdigt das Netzwerk für Demokratie und Toleranz in Sachsen-Anhalt den Einsatz gegen Diskriminierung und Gewalt. Überbracht wurde der Titel von Cornelia Habisch, Landeskoordinatorin in Sachsen-Anhalt. Schon lange beschäftigen sich die Mädchen und Jungen dieser Förderschule mit der Thematik. Als Pate für das Projekt „Gewaltfrei“ konnte Dietmar Sette gewonnen werden, der als Präventionsbeauftragter auch an dieser Schule schon seit mehr als zehn Jahren aktiv und Mitglied im Landesnetzwerk ist.

Schon früh gab es Projekte

„Trotz Höhen und Tiefen des Schulalltags habt ihr es geschafft, mich dafür zu begeistern“, wendet er sich gestern an die Mädchen und Jungen. „Und mit diesem Titel setzt ihr in der Schule, aber auch im Landkreis, ein Signal gegen Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung und ein Zeichen gegen jegliche Art von Gewalt.“

Schon vor zwei Jahren gab es hier das Projekt „Das sind wir“, bei dem es ebenfalls um das große Thema Toleranz ging. Jeder konnte beweisen, was in ihm steckt - von Sport und Musik über Film und Handwerkskunst bis hin zum Kennenlernen anderer Länder. Sich gegenseitig zu akzeptieren, körperliche und geistige Defizite zu tolerieren und damit umzugehen lernen ebenso wie mit anderen Kulturen und Sprachen - das ist an der Erich-Kästner-Schule einmal mehr von Bedeutung. „Weil wir eine Lernbehindertenschule sind und bei uns auch Kinder mit Migrationshintergrund haben“, erklärt Schulleiterin Gerhild Köppen. „Da bleiben die Probleme nicht aus.“

Große Unterschriftenaktion

Der damalige Erfolg sei Anknüpfungspunkt gewesen, weiterzumachen und um den Titel zu kämpfen. 93,6 Prozent der Schüler und Lehrerschaft unterschrieben die Konsenserklärung an das Landesnetzwerk - 70 Prozent wären nötig gewesen. „Unser großes Ziel ist, dass es gewaltfrei zugeht“, so Gerhild Köppen. „Es gibt zu viel Gewalt, und Kinder sehen zu viel Gewalt.“ Deshalb sollen sie lernen, sich zu verstehen und für den anderen Verständnis zu zeigen. Und Kräfte und Potenzial für solche Dinge wie Sport, Musik und andere sinnvolle Sachen einzusetzen.

Wie gut das schon klappt, zeigen die „hauseigenen“ Akteure bei dem ausdrucksstarken Programm. „Die Blumen blüh’n überall gleich“ heißt es da in einem Titel von Udo Jürgens, der nicht ohne Grund ausgewählt wurde. Es wird gesungen und getanzt, und trotz mancher Schwierigkeit zählt nur die Freude, zu zeigen, was man kann und auch anderen damit Freude zu bereiten.

Premiere hat anlässlich der Titelvergabe auch ein Trickfilm, den Schüler der 8. Klasse mit Alexander Helbing vom Trickfilmmobil Halle während einer Projektwoche im September zum Thema Toleranz drehten. Dabei wirkten die Jugendlichen als Drehbuchautor, Kameramann und Kulissenbauer. Sie ließen sich die Geschichte eines polnischen Jungen einfallen, der mit seiner Familie nach Deutschland zieht und es dort aufgrund seiner Herkunft und einer Behinderung nicht leicht hat. In der Kästner-Schule findet er schließlich Akzeptanz und neue Freunde. Öffentlich gezeigt wird dieser Film am 29. Oktober im Wolfener Kulturhaus bei der Höhepunktveranstaltung zum Programm „Toleranz fördern - Kompetenz stärken“.