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Bitterfelder Erfindung Erfindung aus Bitterfeld: Ein Wohnwagen mit Platz für ein Boot

Von Detmar Oppenkowski 27.11.2016, 13:00
Der Geschäftsführer der BTM Marine Wassersport GmbH, Helmar Becker, und Mitarbeiterin Cindy Kummer studieren die Pläne der Ixy-Box.
Der Geschäftsführer der BTM Marine Wassersport GmbH, Helmar Becker, und Mitarbeiterin Cindy Kummer studieren die Pläne der Ixy-Box. André Kehrer

Bitterfeld - Für Helmar Becker ist es die Quadratur des Kreises. Seit der Geschäftsführer der Bitterfelder BTM Marine Wassersport GmbH vor 20 Jahren den Bau und Vertrieb der traditionsreichen Segeljolle Ixylon übernahm, hat er sich immer wieder gefragt: „Wie können Kunden das Boot ans Wasser transportieren und ihr Hobby dann mit dem Urlaub am See verbinden?“

Nachdem der 47-jährige Maschinenbauer und passionierte Segler ein Jahr lang getüftelt hat, fand er die Antwort: „Man kann das Problem nur lösen, wenn man einen Spezialwohnwagen baut, der sowohl den Transport des knapp fünf Meter langen und zwei Meter breiten Bootes als auch die Unterbringung von Personen zulässt.“

Die Fertigung eines mobilen Eigenheims

Und so hat sich Becker ans Werk gemacht und eine - wie er sagt - „gläserne Werkstatt“ in der Ausstellungs- und Verkaufshalle seiner Firma direkt an der B100 eingerichtet. Dort können Kunden verfolgen, wie Schritt für Schritt die Ixy-Box - so der Name des Wohntrailers - entsteht. „Da alles Handarbeit ist, braucht es etwa vier Monate für die Fertigung.“

Dabei ist die Errichtung des mobilen Ferienhauses mit dem Bau eines Eigenheims zu vergleichen. Nachdem die Bodenplatte verlegt ist, werden die Seitenwände und das Dach errichtet. Einziger Unterschied: Das Fahrgestell und die Räder sorgen dafür, dass man den Wohnanhänger samt Küche, Dusche und Toilette mit dem Auto von A nach B bewegen kann.

„Damit die Wohn- als Staufläche genutzt werden kann, sind Betten und Sitzgruppen mit wenigen Handgriffen einfach hochklappbar.“ So erhalte man eine Grundfläche, „die mit einem kleinen Tanzsaal vergleichbar ist“, meint Becker und schnappt sich eine Segeljolle.

„Über eine absenkbare Auffahrrampe im hinteren Teil des Wohnwagens zieht man das Boot nach innen und verschließt dann die Heckklappe.“ Dann kann es auch schon losgehen. „Für eine sichere und komfortable Fahrt in den Urlaub sorgt dann die Einzelradaufhängung mit Schraubenfedern und Stoßdämpfern.“

Im Jahr 1970 begann die Serienproduktion der Segeljolle im „VEB Yachtwerft Berlin“ nach Konstruktionsplänen vom Ingenieur Ulrich Czerwonka. Die „Ixylon“ war demnach als Jedermanns-Boot, „geeignet für Herrn X und Frau Y“, konzipiert. Nach 1990 produzierte die in „Yacht Berlin GmbH“ umbenannte Firma das Segelboot weiter.

Ab Dezember 1996 wurde der Bootsausbau und der Generalvertrieb durch die BTM Marine Wassersport GmbH in Bitterfeld weitergeführt. Seit 1970 wurden geschätzte 4.500 Jollen des Typs gefertigt. (mz)

Nutzen eines großen Trailers mit dem Komfort eines normalen Wohnwagens

Egal, ob Ostsee oder Mittelmeer - wenn man am Ziel ist, brauche man das Boot nur noch herausrollen und die Einrichtung wieder ausklappen. „Das dauert keine fünf Minuten“, sagt der Geschäftsführer und baut in Windeseile alles wieder um.

„Dieses System ist für all jene konzipiert, die Freude am Camping haben und größere Sportgeräte transportieren müssen.“ Neben Booten können das auch Motorräder, Quads oder komplette Surfausrüstungen sein. „Die Ixy-Box mit der kombinierten Wohn- und Ladefunktion bietet also Platz für vieles und verbindet den Nutzen eines großen Trailers mit dem Komfort eines normalen Wohnwagens.“ (mz)

Nachdem die Betten und Sitzgruppen umgeklappt sind, zieht Helmar Becker die Segeljolle in die Ixy-Box.
Nachdem die Betten und Sitzgruppen umgeklappt sind, zieht Helmar Becker die Segeljolle in die Ixy-Box.
André Kehrer