Wer beliefert künftig die Stadt? Entscheidung für die nächsten 20 Jahre - Raguhn-Jeßnitz schreibt Trinkwasserkonzeption aus
Eine lange diskutierte Zweckvereinbarung mit der Stadt Bitterfeld-Wolfen ist mit der Entscheidung des Stadtrates von Raguhn-Jeßnitz vom Tisch.

Raguhn/MZ - Woher die Bürger von Raguhn-Jeßnitz über die nächsten 20 Jahre ihr Trinkwasser beziehen, wird in einem Wettbewerb entschieden. Die Stadt will Unternehmen die Gelegenheit geben, um die Versorgungsrechte zu bieten. Sie schreibt die Trinkwasserkonzession für die kommenden zwei Jahrzehnte öffentlich aus. Das hat der Stadtrat in seiner vergangenen Sitzung mit großer Mehrheit entschieden.
Vorteile durch Wettbewerb
Eine Zweckvereinbarung mit der Stadt Bitterfeld-Wolfen ist damit vom Tisch. Die Möglichkeit einer solchen Zusammenarbeit beim Trinkwasser war zuvor lange diskutiert worden. Der Stadtrat entschied sich nun dagegen. „Wir haben jetzt festgelegt, dass wir eine Trinkwasserausschreibung machen“, sagt Bürgermeister Bernd Marbach (parteilos). Vom Wettbewerb erhofft er sich möglichst gute Bedingungen beim Preis und möglichst umfangreiche Investitionen in die Wasser-Infrastruktur. Auch das Löschwasserprogramm wird Teil der Ausschreibung sein. Raguhn-Jeßnitz will sich zudem ein Sonderkündigungsrecht nach fünf Jahren zusichern lassen.
Der jetzige Konzessionsvertrag endet mit Ablauf des Jahres 2022. Das bieten um die Versorgungsrechte soll deshalb zeitnah beginnen. „Das wird im ersten Quartal des neuen Jahres angegangen“, sagt Marbach. Derzeit sei man noch in Gesprächen über eine Zusammenarbeit mit Nachbarkommunen - die Trinkwasserkonzession muss europäisch ausgeschrieben werden und das ist teuer. Wer sich am Ende dann tatsächlich bewirbt, bleibt - zumindest theoretisch - offen. Mindestens das Versorgungsunternehmen Midewa und die Bitterfeld-Wolfener Stadtwerke dürften jedoch Gebote abgegeben.

Beide sind im Stadtgebiet von Raguhn-Jeßnitz bereits jetzt als Trinkwasserversorger aktiv. Unter anderem wird Raguhn aktuell von der Midewa beliefert, die Stadtwerke versorgen Jeßnitz. Vor diesem Hintergrund werden wahrscheinlich auch für die kommenden 20 Jahre zwei verschiedene Lose ausgeschrieben. Dieses Anliegen brachte CDU-Fraktionschef Tilo Hörtzsch bereits in der vergangenen Stadtratssitzung ein. Hier wurde es von den Räten zunächst zurückgestellt - erst sollte der Grundsatzbeschluss gefasst, später sollten dann die konkreten Rahmenbedingungen festgelegt werden.
Marbach ist sich aber jetzt schon sicher, dass nach dem Zwei-Lose-Prinzip verfahren wird. „Das kommt auf alle Fälle. Die Lose werden nach dem jetzigen Zustand der Trinkwasserversorgung gestellt“, sagt er. Ob einzelne Städte und Ortschaften dann tatsächlich wieder vom selben Versorger beliefert werden, sei bei einer öffentlichen Ausschreibung allerdings nicht kalkulierbar. Eine vergabefreie Verlängerung des Konzessionsvertrages mit der Midewa ist wegen der privaten Beteiligung der Veolia nicht möglich.
Wie hart ist das Wasser?
Nicht Teil der Trinkwasserkonzession ist die Frage der Wasserhärte. Jene beeinflusst die Wasserqualität - Städte und Kommunen aus dem Altkreis fordern hier schon seit einiger Zeit Verbesserungen. Raguhn-Jeßnitz wird über den Verbund Fernwasserversorgung Elbaue-Ostharz aus Torgau (Sachsen) beliefert und kann dort als Gesellschafter mit kleinem Anteil Einfluss nehmen.