Emotionen in Farben verschlüsselt
Wolfen/MZ. - Um den Künstler herum unterhalten sich junge Leute darüber, was man aus dem so schön gewachsenen Holzstück machen könnte. Die Gruppe ist fündig geworden auf ihrer Suche nach Objekten, die kunstvoll gestaltet werden sollen. "Man könnte den Ast bemalen oder mit Mullbinden umwickeln - um auf die Umweltproblematik aufmerksam zu machen", sagt Petrovsky. Die Jugendlichen sind begeistert. "Es ist toll, seine ganze Kreativität auszuleben", sagt die 17-jährige Andrea Fietzeck.
Zurück geht es zum Wolfener Kulturhaus, wo seit Montag die 4. Werkstattwoche Kunst veranstaltet wird. In den Räumen des Malvereins "Neue Schenke" und des Kunstvereins für Malerei und Grafik Bitterfeld-Wolfen können Laien künstlerisch tätig werden - unter Anleitung von Wolfgang Petrovsky und Klaus Ullrich, seit Jahren die künstlerischen Leiter der Vereine. Gefördert wird das Projekt über das Programm "Soziale Stadt", das von der Erneuerungsgesellschaft Wolfen-Nord umgesetzt wird.
"Ich bin voll der Anfänger", sagt die 16-jährige Marie Neusser. "Aber es macht extrem viel Spaß." Sie gestaltet einen Lampenschirm; bringt nicht nur Farbe auf, sondern umwickelt ihn auch mit einer Art Draht. Die Farben stehen für Emotionen, sagt die Schülerin, die man - das stellt der Draht dar - oft im Zaum halten müsse. Schwarz ist Trauer, die Freundschaft blau, Rot steht für Liebe und Freundschaft, das Gefühl von Leere ist weiß und Freude gelb. Für Marie ist die Werkstattwoche ein besonderes Erlebnis - ist sie doch Teil ihres Sommeraufenthaltes in der Heimat: Vor eineinhalb Jahren ist sie mit ihrer Familie ins österreichische Graz gezogen. So oft wie möglich kommt sie nach Wolfen zurück. "Dann dominieren bei mir die Farben Rot und Blau", sagt sie mit einem Lächeln.
Nebenan versuchen sich die Werkstattteilnehmer an der Aktmalerei. Damit lassen sich die Gesetzmäßigkeiten der Gestaltung besonders gut vermitteln, sagt Künstler Klaus Ullrich. Zudem sollen in der Woche Kopf- und Schulterstudien angefertigt werden. Dabei sei es die Hauptsache, dass sich die Teilnehmer selbst finden: "Der Ausdruck der eigenen Persönlichkeit ist wichtiger als jede Perfektion." Für Caroline Fischer ist die Woche vor allem auch Vorbereitung für den Herbst: Ab Oktober wird sie in Leipzig auf Lehramt Kunst studieren. "Toll, dass wir hier Aktzeichnen können. Das ist etwas Besonderes", so die 20-jährige Abiturientin.