Elke Hopfe Elke Hopfe: Kraftvoll Zorniges vor weichem Grau
Bitterfeld/MZ. - Die Professorin für Grundlagenstudium an der Hochschule für Bildende Künste Dresden war schon einmal im selben Haus. 1998. Mit ebenso großformatigen Arbeiten - jedoch fast erschreckend in ihrer Verletzlichkeit: Die angreifbare Linie des Bleistifts, die sich manchmal fast verlor auf dem unendlichen Weiß des Blattes und es doch vollkommen beherrschte.
Hat man diese Bilder noch vor Augen, macht die erneute Begegnung fast atemlos. Es ist, als würde man hineingerissen in einzelne Wirbel, die unnachgiebig ihre Kraftfelder im Raum ausbreiten und sich schließlich in der Mitte treffen. Wer diesen Zeichnungen weh tun will, wird sich selbst verletzen. Die Bildfläche wird zum ausgeklügelten Austragungsort zwischen Schwarz und Weiß und all den Schattierungen, zwischen Formgegensätzen. Die unübersehbar zornige, scharfe Linie vor dem weichen verletzlichen Grau ist ebenso neu wie die wilden schwarzen Flecken. Und beides ist eine Warnung: Bis hierher und nicht weiter.
Überdeutlich wird: Elke Hopfe weiß sehr genau um den Reichtum der Grafik. Farbe lehnt sie für sich ab. "Ein großes Rot", sagt sie, "muss nicht wichtiger sein als ein großes Weiß." Und: "Ich habe großen Spaß, die Dinge zu formen. Und Formen heißt nicht gleich: Farbe."
Ihre Mittel sind ausschließlich Papier und Bleistift. Ihr Thema ist ausschließlich der Mensch, seine Widersprüche und Grenzsituationen und wie er damit fertig wird. Junge Leute interessieren sie kaum. "Aber Gesichter, die Spuren zeigen. Von denen ablesbar ist, dass da etwas stattgefunden hat."
Wer sich von Elke Hopfe zeichnen lässt, muss bereit sein, sich mit ihren Augen sehen zu lassen. Und das heißt, dass sie eben jene fünf Schichten tiefer hinabsteigt und dort etwas finden kann, das weh tut. Doch: "So erfährt derjenige auch etwas über sich. Denn ich zeige auch, was ich gefunden habe." Nicht weil es weh tun soll. Sondern weil sie Vorgefundenes auf den Punkt bringen will. Auf den, um dem sich alles dreht. Nur folgerichtig, dass für sie das Künstlerisch-Lustvolle nicht trennbar ist vom Schmerzlich-Zornigen.
"Ich will zeigen: Das Leben ist so. Und nicht die schöne heile Welt, die wir immer anbieten und die doch so verlogen und unecht ist."
Und trotzdem: "Sie hat auch so eine Zärtlichkeit", sagte der Dresdener Musiker Peter Koch am Eröffnungsabend über die Künstlerin. Sein Cello hielt eine atemberaubend expressive Zwiesprache mit der Kunst an der Wand - ein fast wundersamer Moment einer intensiven Begegnung. "Da ist so ein Flimmern, so eine dünne Seite", so der Dresdener Maler Wolfgang Petrovsky über Elke Hopfe. "Das ist keine Mode, das hat Bestand. Für mich ist sie die größte deutsche Zeichnerin."
Ausstellung bis 4. April. Geöffnet dienstags bis freitags 10 bis 12 Uhr und 13 bis 17 Uhr, sonntags 10 bis 15 Uhr.