Einst um Selbstständigkeit gekämpft
BITTERFELD/MZ. - Monika Jentzsch, die mit ihrem "Gardinenservice" am 1. April 1989 den Grundstein für ihre Selbstständigkeit legte, erinnert sich noch gut an die Anfänge vor 20 Jahren und daran, dass es ein zweijähriger Kampf war, die Genehmigung für ihren "Gardinenservice" zu erhalten - waschen und ausbessern, teilweise auch Neuanfertigungen gehörten dazu. "Auf der Veranda haben wir Gardinen verkauft und Muster präsentiert", setzt die gelernte Kinderkrankenschwester hinzu, die diesen Job aus
privaten Gründen aufgeben musste. Eine Bekannte, die in Leipzig einen solchen Service betrieb, habe Monika Jentzsch auf die Idee gebracht.
Doch die Umsetzung war ein langer und beschwerlicher Weg. "Wir sprechen von 1987 - also tiefste DDR-Zeit. Damals mussten wir noch Kunden nachweisen", sagt rückblickend Ehemann Gerald, der bis 1990 in der Filmfabrik als Elektromonteur tätig war, diesen Job dann aufgab, um seiner Frau zur Hand zu gehen. Seinem Organisationstalent sei es übrigens zu verdanken, dass Ehefrau Monika ihren Traum von der Selbststängikeit hat umsetzen können. "Ich habe zwei reparaturbedürftige Waschmaschinen im Werk erwerben können", erzählt er. Die wieder flott zu bekommen, sei für ihn als Elektriker keine Hürde gewesen.
Doch die Kunden waren schnell gefunden. Die Nachfrage riesig. Pflegeheime, Gaststätten, Hotels, Großbetriebe, Verwaltungen, bis nach Dessau, gehörten zu den Kunden. "Die Auftragsbücher waren voll", sinniert die 51-Jährige, die zwischenzeitlich nicht nur eine Umschulung zum Dekorateur "nebenbei" absolviert hat, sondern auch ein zweijähriges Meisterstudium, das sie 2000 abschloss.
Doch ganz bei Null angefangen musste Monika Jentzsch damals nicht, weil sie schon immer gern genäht habe - bis dato eben mehr als Hobby. Leider sei heute dafür kaum noch Zeit, deshalb gehört zum fünfköpfigen Team nicht nur Ehemann Gerald, sondern auch eine Näherin. Eine Verkäuferin kam hinzu und 2000 nun auch der 29-jährige Sohn Marco.
Den breitesten Raum nehme heute die Kundenberatung ein. "Da sind schnell mal zwei, drei Stunden weg", sagt Monika Jentzsch und ergänzt, dass es 1992 war, als man das Geschäft in Bitterfeld unter dem Namen "Raumausstattung Jentzsch" eröffnet habe. Denn Angebot und Nachfrage hatten sich inzwischen grundlegend geändert.
Das Waschen von Gardinen gehört heute zwar noch immer zum Firmenprofil - aber nicht mehr vordergründig. Schwerpunkte sind eher das Verlegen von Teppichböden, PVC-Belägen, Fertigparkett und Laminat. Diese Tätigkeiten liegen ebenso in den Händen von Ehemann und Sohn, wie das Anbringen von Sonnenschutz, Lamellenreinigung, Hängen von Gardinen und anderen Heimtextilien. Die entsprechenden Lehrgänge im Bereich der Dekoration und der Beläge habe Gerald Jentzsch schon mehrere besucht. Und um auf dem Laufenden zu bleiben, nimmt er auch weiterhin die Angebote der Innung wahr. Denn nicht nur der Geschmack der Kunden ändere sich laufend, sondern es kommen auch immer wieder neue Materialen und Techniken auf den Markt.
"Mit 60 Quadratmetern Ladenfläche haben wir 1992 angefangen", blickt Monika Jentzsch noch einmal zurück. Doch noch im gleichen Jahr habe sich die Möglichkeit ergeben, das Haus zu kaufen. Es wurde komplett saniert und der Laden auf 200 Quadratmeter erweitert. So könne nicht nur die breite Angebotspalette von der Gardinendekoration bis zur Farb- und Tapetengestaltung besser präsentiert werden, sondern seit einiger Zeit auch Wohn-Accessoires. Bis auf eine Wohnung, in der die einstige Besitzerin des Hauses zur Miete wohnt, werden alle übrigen Räume gewerblich genutzt - gibt es Lagermöglichkeiten, Büroräume, eine Näherei.
Und egal, ob es um ein Fensterensemble oder eine Hauskomplettdekoration geht, die Raumausstatter kommen ins Haus. Und dafür werden manchmal auch lange Wege in Kauf genommen. Vorher hat Monika Jentzsch meist schon mit den Kunden am Computer eine Fensterdekoration entworfen. Oftmals sei es mehr eine Ideenfindung, erklärt die Dekorateurin. Denn oftmals wissen die Kunden bei der Fülle des Angebotes noch gar nicht richtig, was sie eigentlich wollen. "Fachliche Hilfe kommt dann von uns. Das gehört einfach zum Service", sagt sie.