Eine schöne Tradition

Von DETMAR OPPENKOWSKI 14.11.2008, 17:02

ZÖRBIG/MZ. - Jeden Morgen gegen halb acht betritt der 71-Jährige zusammen mit seinem Sohn Tino Wilde die traditionell eingerichtete Werkstatt und beginnt mit den Reparatur- und Ausbesserungsarbeiten an alten Sofas, Sesseln und Stühlen.

Arthur Wilde ist in vierter Generation Sattler und Polsterer. Seit 57 Jahren - die Lehre mitgerechnet - arbeitet er in dem Bereich und weiß viel über die Veränderungen des Berufsbildes zu berichteten.

"Bis Anfang der 60er Jahre gab es drei traditionelle Berufe auf dem Lande - den Schmied, den Stellmacher und den Sattler", sagt Wilde: "Alle drei Berufe waren auf die Arbeitskraft Pferd ausgerichtet." Mit der Technisierung habe sich dies dann aber grundlegend gewandelt.

Habe man als Sattler anfänglich unter anderem noch Geschirre für Zugtiere gefertigt, so seien bis zur Wende eher Taschen und Schulranzen repariert oder Traktoren mit Seitenplanen versehen worden. Heute würden eher alte Möbel "zum Beziehen" zu ihm gebracht.

Von den Herstellung der Arbeitsgeschirre über Reparatur von Alltagsgegenständen bis hin zur Restaurierung von Liebhaberstücken - trotz der Veränderung des Arbeitsgegenstandes wurden die Techniken und Werkzeuge beibehalten. Und so nimmt das fast 90 Jahre alte Sofa unter den geübten Handgriffen von Arthur Wilde langsam wieder Gestalt an. Etwa 40 Stunden benötigt er für den Grundaufbau, die Erneuerung der Polster und das Beziehen.

Dafür muss er alle Maße nehmen, die Stoffe oder das Leder aussuchen, mit Halbmondmessern schneiden und auf dem Nähross zusammen setzen. "Ich bin das seit Jahrzehnten gewöhnt und hänge an dem Beruf", sagt der Sattlermeister und meint weiter: "Die Arbeit gehört zu meinem Leben einfach dazu."

Dennoch würde diese Arbeit alleine wohl nicht reichen, um davon ausschließlich leben zu können. So ist ein weiteres Standbein des Familienunternehmen ein Ladengeschäft. Außerdem hat sein Sohn - in fünfter Generation als Sattler tätig - das Familiengeschäft übernommen und neue Tätigkeitsfelder erschlossen. Neben der Raumausstattung knüpft aber vor allem die Autosattlerei an das Traditionshandwerk an.

Seit 1959 ist Arthur Wilde als Sattler und Polsterer selbstständig, will auch in kommenden Jahren weiter in der Firma mit anpacken. Dafür wurde er am 23. Oktober von der Handwerkskammer Halle mit dem Altmeisterbrief ausgezeichnet. Dieser wird an Handwerker vergeben, die das 60. Lebensjahr vollendet haben, eine 30-jährige selbstständige Tätigkeit nachweisen können und zur Führung eines Meistertitels berechtigt sind.