Die Diagnose kam plötzlich Ein Vierjähriger aus Friedersdorf und sein Leben mit Diabetes
Wie eine Friedersdorfer Familie darum kämpft, ihrem vierjährigen Sohn einen weitgehend normalen Alltag zu ermöglichen.
Friedersdorf - Fritz ist ein Wirbelwind. Der Vierjährige aus Friedersdorf tollt gern herum. „Er ist auch eine echte Wasserratte“, erzählt seine Mutter Kristin Köckeritz. Alles ist wie bei allen anderen Kindern. Und doch steckt hinter der Normalität ein langer Kampf.
Bei Fritz wurde Ende Oktober 2019 Diabetes Typ I diagnostiziert. Es war der Moment, der das Leben des Jungen und seiner Familie veränderte. Dutzende Blutzuckermessungen rund um die Uhr sind mittlerweile Realität. Auch die permanent in der Gürteltasche zu tragende Insulinpumpe, die Kanülen und Sonden gehören dazu. Dennoch steht für die Eltern fest: „Fritz soll im gewohnten Umfeld aufwachsen.“
Ständige Begleiterin überprüft regelmäßig die Zuckerwerte
Aber wie? Schließlich ist der Junge mit Leib und Seele Kindergartenkind in der Friedersdorfer Kita „Wiesenzwerge“. Fritz ist nicht allein dort. Assistenzkraft Silke ist seine ganz persönliche Betreuerin. Sie schaut, dass Zuckerwerte stimmen, reagiert auf Abweichungen. Beschäftigt ist sie beim Malteser Hilfsdienst. „Das hilft uns so sehr. Mein Mann und ich haben ja auch Berufe, in denen wie uns verwirklichen wollen“, erzählt Kristin Köckeritz.
Sie will Mut machen. Erklären, was rechtlich möglich ist und dennoch ein langer Weg durch viele Instanzen war. Es brauchte Gutachten vom betreuenden Diabetologen. Familie Köckeritz hat außerdem anwaltliche Hilfe in Anspruch genommen, um die zusätzliche Betreuung in der Kita genehmigt zu bekommen. Dabei ist alles klar geregelt.
Der Bürgermeister beschreibt immer wieder Papier und bestätigt im Halbjahresrhythmus, dass es eine Fachkraft für die Betreuung von Fritz braucht
„Eingliederungshilfe steht hier nach Sozialgesetzbuch zu“, ist Muldestausee-Bürgermeister Ferid Giebler (parteilos) überzeugt. Er hat die Familie bei der Beantragung der Hilfe unterstützt. Auch, weil das Personal in der Kita von Fritz weder für die Betreuung eines Diabeteskindes ausgebildet noch dafür im Stellenschlüssel Spielraum vorgesehen ist. „Soll deshalb ein Kind aus seinem Umfeld gerissen werden?“, fragt Giebler. Er sagt Nein und macht deshalb, was er eigentlich nicht machen will und was er gelinde gesagt auch widersinnig findet.
Der Bürgermeister beschreibt immer wieder Papier und bestätigt im Halbjahresrhythmus, dass es eine Fachkraft für die Betreuung von Fritz braucht. Denn deren Stelle ist von der Sozialagentur des Landes immer nur für sechs Monate befristet. „Das ist einfach nicht nachvollziehbar. Denn der Vierjährige wird auch in absehbarer Zeit seine Krankheit nicht allein managen können“, sagt der Bürgermeister.
Landkreis befürwortet Hilfe für den vierjährigen Fritz
Die Eltern von Fritz gehen noch weiter. Sie sagen ganz klar, dass Diabetes ein ständiger Begleiter ihres Sohnes sein wird. Sie setzen auf längerfristige Hilfe: Um die Antragsflut einzudämmen. Aber auch, um der Assistentin ihres Sohnes Zukunftssicherheit zu geben. „Sie muss doch auch wissen, dass es für sie weitergeht mit der Beschäftigung. Sie macht das alles doch hervorragend. Das ist ganz einfach an den Blutzuckerwerten von Fritz nachzuvollziehen“, erzählt Kristin Köckeritz.
Die Argumente sind auch dem Sozialamt des Landkreises bekannt. Doch dort sieht man derzeit keinen Ausweg aus der Befristung. „Die Leistungsdauer für die Assistenzkraft wurde von der Sozialagentur des Landes bis 31. Juli befristet. Wir sind hier Weisungsempfänger und können somit keinen längeren Zeitraum bewilligen, obwohl wir dies auf jeden Fall für gerechtfertigt halten würden“, teilt Landkreissprecher Udo Pawelczyk mit. (mz/Ulf Rostalsky)