Ein Kapitän verlässt nun die Brücke
WOLFEN/MZ. - Nein, einem Ministerpräsidenten galt die Veranstaltung am Montagabend im Wolfener Kulturhaus nicht. Einer Persönlichkeit aber, der offenbar nicht minder Hochachtung und Ehre gezollt wird - zumindest von allen Partnern und Freunden, Kollegen und Mitstreitern, von Vertretern aus Wirtschaft, Politik, Sport und Kultur: Joachim Soppa wurde nach über 17 Jahren als Leiter der Euro-Schulen Bitterfeld / Wolfen in den Ruhestand verabschiedet. Ab dem 1. Januar 2009 gehört der Jubilar, der gerade erst am 31. Oktober seinen 65. Geburtstag feiern konnte, zur Schar der Rentner.
Ganz zur Ruhe setzen allerdings wird sich der Noch-Chef der Euro-Schulen auch dann nicht, so viel steht fest. Denn bei der Würdigung seiner Arbeit und seiner Verdienste ging es auch um das ehrenamtliche Engagement, das er ganz sicher auch als Pensionär fortführen wird. Doch im Vordergrund stand am Montag natürlich sein beruflicher Einsatz.
Als Unternehmer, Kommunikator und Netzwerkmacher bezeichnete ihn Wolfgang Gärthe, der Geschäftsführer der Euro-Schulen-Organsiation (ESO), die ihren Sitz in Stockstadt am Main hat. Und als einen Menschen, der Anteil nimmt und Anteil nehmen lässt. Damit habe Soppa die Schule in der hiesigen Region zu einer der führenden Einrichtungen im Landkreis geführt, die heute in vielen Fachrichtungen aus- und weiterbildet.
Eine weitere wichtige Säule hat Soppa mit der Migrationsarbeit aufgebaut, wie mehrfach hervorgehoben wurde. "Mit Kompetenz und Vertrauen als Voraussetzung und viel persönlichem Einsatz", so Landrat Uwe Schulze. Arge-Chefin Bärbel Wohmann lobte Offenheit, Weitsichtigkeit und Erfahrungsschatz. Die Euro-Schulen seien eine Einrichtung, die Qualität, Integration und Betreuung von Anfang als Einheit betrachtete. "Und auch wenn er jetzt als Kapitän die Brücke verlässt", sagte sie, "ist er sicher jederzeit als Passagier oder Gast willkommen."
Engagiert, erfolgreich und auch streitbar, so charakterisierte ihn Ramona Rathai als ESO-Bereichsgeschäftsführerin Sachsen-Anhalt / Thüringen, die ihr Nachwendedasein auch 1991 bei den Euro-Schulen begann - damals noch in der Bitterfelder Röhrenstraße. Doch wer so Mensch sei und so sensibel, hatte auch Wolfgang Gärthe schon zu Anfang gesagt, der müsse ab und zu auch mal übers Ziel hinaus schießen. Nicht zuletzt wohl einer der Schlüssel zum Erfolg. . .
Es gab viele Dankesworte an diesem Abend. Auch an jene, die ihn vorbereitet hatten, und an das Team von Soppa. Und von ihm selbst zurück - an alle jene, die ihn nicht nur soeben geehrt hatten, sondern ihm vor allem in den vergangenen Jahren treue und verlässliche Partner waren. "Ich weiß nicht, ob ich es schaffe, das rüber zu bringen, was ich empfinde". Das sollte sich noch steigern, als beim "gemütlichen Teil" der Veranstaltung die Überraschungen nur so hagelten. Da kamen viele ehemalige Schüler und gaben ihre Erlebnisse preis, wurde sogar eine Konferenzschaltung nach Kasachstan geschafft, wohin die Schule seit vielen Jahren enge Kontakte hat.
Doch der Höhepunkt war zweifellos "Fräulein Müller", die heute Irene Ciupka heißt und der man ihre 78 Jahre gewiss nicht ansieht. Sie war damals die Lehrerin von Joachim Soppa von der zweiten bis zur achten Klasse in der Roitzscher Schule. Und hatte aus dieser Zeit natürlich noch viele Episoden und Erinnerungen mitgebracht. . .