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Ein Jahr nach dem Großbrand bei Fehr Ein Jahr nach dem Großbrand bei Fehr in Wolfen: Auch heute sind viele Fragen weiter offen

Von Detmar Oppenkowski 09.08.2018, 05:00
Der durch den Brand zerstörten Halle fehlt das Dach (rechts oben hinter dem blauen Bagger). Aktuell sind Auflagen erarbeitet und durch das Landesverwaltungsamt angeordnet worden, die vor der Wiederinbetriebnahme umzusetzen sind.
Der durch den Brand zerstörten Halle fehlt das Dach (rechts oben hinter dem blauen Bagger). Aktuell sind Auflagen erarbeitet und durch das Landesverwaltungsamt angeordnet worden, die vor der Wiederinbetriebnahme umzusetzen sind. André Kehrer

Wolfen - Die Spuren des Feuer-Infernos sind noch immer sichtbar: Auch ein Jahr nach dem verheerenden Großbrand auf dem Wolfener Betriebsgelände der Fehr Umwelt Ost GmbH kann man von der Straße aus die Ruine der abgebrannten Halle sowie verkohlte Behälter sehen.

Am 8. August 2017 entzündeten sich in den Lagerboxen 6 und 7 zwischengelagerte Gewerbeabfälle im Außenbereich nach Aussagen des Landesverwaltungsamtes von selbst. Beim Eintreffen der ersten Feuerwehrkräfte gegen 17.15 Uhr griffen die Flammen auf das Dach einer 4.000 Quadratmeter großen Lagerhalle über.

Hunderte Tonnen Abfall gingen lichterloh in Flammen auf. Die pechschwarze Rauchwolke zog von dem Entsorgungszentrum über das ganze Umland und war auch von Leipzig aus zu sehen. Das komplette Ablöschen des Großfeuers mit den Glutnestern zog sich über mehrere Tage. 300 Einsatzkräfte waren in dieser Zeit im Einsatz. Elf von ihnen wurden verletzt, klagten unter anderem über Hautveränderungen, Kopfschmerzen sowie persönliches Unwohlsein.

Was sind die Konsequenzen aus dem Brand?

Angesichts der Dimension dieser Katastrophe steht nach wie vor eine Vielzahl von Fragen an das Unternehmen im Raum. Etwa: Was sind die Konsequenzen aus dem Brand? Sind Veränderungen in den Betriebsabläufen oder bei der Lagerung von gefährlichen und nicht gefährlichen Stoffen vorgenommen worden, um solche Szenarien künftig zu verhindern?

Sprich: Was wird getan, um Anwohner und Mitarbeiter vor gesundheitsbelastenden Havarien zu schützen? Warum hat das Unternehmen noch keinen Vertrag mit der Werksfeuerwehr geschlossen?

Wer sich allerdings ein offenes Gespräch über all diese Themen mit dem Fehr-Betriebsleiter erhofft, erhält am Telefon eine schroffe Abfuhr. Nach wie vor weicht Christoph Kaßner kritischen Fragen aus, sagt nur: „Die Medien werden von uns keinerlei Informationen erhalten.“

Rüdiger Erben (SPD) kritisiert Informationspolitik von Fehr

Über diesen Umgang mit der Öffentlichkeit ist Rüdiger Erben (SPD) entsetzt. Der Landtagsabgeordnete hatte neben Dagmar Zoschke (Linke) nach dem Großbrand mehrere Kleine Anfragen an die Landesregierung gestellt, um in Erfahrung zu bringen, was an diesem Tag eigentlich genau passiert ist.

„Schon aufgrund der Vielzahl an verletzten Einsatzkräften hätte ich mir gewünscht, dass der Brand besser ausgewertet wird. Aber auf allen Ebenen wurde ziemlich gemauert“, sagt Erben. Bestes Beispiel ist eine Liste mit den Stoffen, die in der Halle lagerten. Das Papier war von der Landesregierung zunächst als geheim eingestuft und erst auf öffentlichen Druck publik gemacht worden.

Zur Informationspolitik von Fehr meint Erben: „Nach diesem gravierenden Ereignis herrscht große Verunsicherung. Ich kann daher nicht verstehen, dass das Unternehmen nicht über die mit dem Entsorgungszentrum zusammenhängenden Gefahren spricht. Das schafft kein Vertrauen.“

„In solchen Anlagen müssen höhere Brandschutzvorschriften gelten“

Da auf dem Gelände viele unterschiedliche Stoffe lagern, die in Verbindung einen „Chemie-Cocktail“ bilden, fordert er, dass diese und andere Abfallbehandlungsanlagen in der Störfallpriorität nach oben gestuft werden. „In solchen Anlagen müssen höhere Brandschutzvorschriften gelten und Verträge mit Werksfeuerwehren abgeschlossen werden.“ Die Antwort auf die Frage, ob und was davon umgesetzt wird, bleibt Fehr schuldig.

Festhalten kann man nur, dass das Landesverwaltungsamt das Unternehmen regelmäßig kontrolliert. Bei der letzten Inspektion im März waren beispielsweise in den Lagerboxen, die im August vergangenen Jahres brannten, „geringe Mengen an Abfällen“ zwischengelagert - obwohl der Betrieb der vom Feuer betroffenen Anlageteile noch nicht wieder aufgenommen wurde.

Aktuell sind Auflagen erarbeitet und durch das Amt angeordnet worden, die vor der Wiederinbetriebnahme umzusetzen sind. In den nicht vom Brand betroffenen Anlagenbereichen wird weiterhin gearbeitet. (mz)

Die Rauchwolke, die am 8. August 2017 vom Fehr-Betriebsgelände aufstieg, war kilometerweit zu sehen.
Die Rauchwolke, die am 8. August 2017 vom Fehr-Betriebsgelände aufstieg, war kilometerweit zu sehen.
Oppenkowski