Ein Haus voller Ideen

Von Philipp Kaste 17.09.2004, 16:33

Pouch/MZ. - Kontrastreiche, ausdrucksstarke Bilder säumen die Gänge im Haus. Ein Meer aus halb ausgequetschten Tuben und Farbresten breitet sich über den Boden rund um die Staffelei aus. Skulpturen aller Art schmücken Haus und Garten des in Pouch heimisch gewordenen Künstlers Raik Hofmann aus Bitterfeld.

Hofmann führt ein junges Künstlerleben. Er wuchs einer Bäckerfamilie in Bitterfeld auf. In seiner Kindheit betätigte er sich seit dem Kindergarten sportlich im Ringen. Als er die fünfte Klasse der Helene-Lange-Schule besuchte, sollte der Ringer wegen seines Talents auf eine Sportschule geschickt werden, doch der Junge wollte nicht. Zwei Klassenstufen höher, wendete er sich dem Kung Fu zu und begann seinen Unterricht unter dem Großmeister Chu-Tan-Coong in Halle.

Schon bald gehörte Raik Hofmann zu einem der besten Kung-Fu-Kämpfern und eine Einladung zum traditionellen Kampfsportfest nach Vietnam war die Folge. Raik Hofmann weilte fünf Wochen in diesem Land und schnitt als einer der besten Kampfsportler ab.

Im selben Jahr vollendete er die Schule. Und der Wunsch der Familie war, die Bäckertradition fortzusetzen, um vielleicht später das jetzt vom Vater geführte Geschäft zu übernehmen. Raik Hofmann lernte drei Jahre Konditor.

Nach der Lehre zog es ihn nach München. Doch die Aussichten, eine Anstellung als Konditor zu finden, waren nicht rosig. Deshalb hielt es ihn auch nicht länger in München. Nach zwei Jahren kehrte er Bayern wieder den Rücken und begann das Bäckerhandwerk von der Pike auf zu lernen und arbeitete im elterlichen Betrieb.

Mit dem Kennenlernen von Asim, einem Künstler und Architekten, im Jahre 2000, sollte sich sein Leben vollkommen verändern. "Asim", so erzählt der junge Mann, "hatte schon für den sudanesischen Präsidentenpalast gearbeitet und war als Graphikdesigner für das Modelabel ,Cutter Pillar' verantwortlich." Asim habe auch Hofmanns künstlerische Begabung erkannt.

Was er seit seiner Kindheit immer nur als Nebenbeschäftigung angesehen hatte, begann Asim nun zu fördern. Raik Hofmann war sich von Stund' an sicher, dass er die Familientradition nicht fortsetzen werde. Sein Hang zur Kreativität hatte sich endgültig durchgesetzt.

Nun fehlte allerdings ein Atelier. Der junge Mann mietete sich nicht etwa irgend wo ein, sondern errichtete ein Haus im "Heidehof" Pouch. Autodidaktisch hatte er sich alle wichtigen Handgriffe angeeignet und begann 2000 zu bauen - allein, bis zur Innenausstattung. "Das war eine harte Zeit", meint Raik Hofmann. Zwei Jahre lang sei er früh um drei Uhr aufgestanden, habe bis zehn Uhr morgens Brot und Brötchen gebacken, und sei dann bis 22 Uhr auf dem Bau gewesen. Nebenher sei die Ausbildung bei Asim weitergegangen.

Im März hat sich Raik Hofmann als Künstler selbstständig gemacht und lebt mit seiner Lebensgefährtin und Lehrermeister Asim nun in seinem Haus. Den Bäckerberuf hat er endgültig an den Nagel gehangen. Die Kunst bestimmt nun sein Leben.

Besonders das Ausprobieren neuer Methoden in Malerei und Plastik beherrschen seine Studien. "Wenn mir etwas in den Sinn kommt,versuche ich alles darüber in Erfahrung zu bringen und dann in die Tat umzusetzen. Meistens verliere ich nach ersten, gutem Gelingen die Lust und beginne etwas Neues", erklärt Raik Hofmann. Auch mit seinen Bildern, Skulpturen und anderen Einfällen will er keinen neuen Stil erschaffen. Für ihn sei jedes Bild ist ein neues Experiment.

Er ist immer in Bewegung, entwickelt sich weiter, will hinter die Dinge schauen. Und wenn er, zu welcher Zeit auch immer, eine Idee hat, so hält er sie sofort in einer Skizze fest und arbeitet dann daran. Manchmal sehr zum Leidwesen seiner Lebensgefährtin Rona.

Ein Wermutstropfen hat das ganze allerdings: "Alle Künstler wären arm, wenn sie nur ihre Ideen ausleben", bemerkt er. Daher betätigt sich Hofmann auch als Auftragsmaler - bis hin zur Fassadengestaltung. Zusammen mit Asim verkauft er auch seine Werke in einen kleinen Laden in Berlin.

Raik Hofmann ist erst 27 Jahre. Noch viel Zeit, sagt er, um Erfahrungen zu sammeln und Kontakte zu knüpfen. Durch Zufall lernte er auf einem Bitterfelder Stadtfest dieses Jahr einen russischen Künstler kennen, der junge Künstler fördert. Deshalb ist der junge Mann jetzt öfter in Leipzig zu finden, bei einem weiteren Lehrer in der "Alten Spinnerei".

Dreh- und Angelpunkt seines künstlerischen Lebens ist und bleibt allerdings Pouch - zwischen Mulde und dem riesigen Goitzsche-See gelegen - wo er sich inzwischen heimisch fühlt und seine "Galerie 16", in wunderschöner, farbenprächtiger Lage hat. Ruhepunkt und Inspiration für den noch sehr jungen Künstler.