Ehrensache Ehrensache: In unserem Alter . . .

Halle (Saale)/MZ. - Er sagt: "Ohne meine Frau bin ich nichts." Sie lächelt wissend zurück: "Aber ich gehe gern mit." Und das schon seit so vielen Jahren.
Lothar und Christa Finze gibt es (fast) nur im Doppelpack. Sie sind Übungsleiter im Skiclub Köthen von 1927. Obwohl: So richtig wollen die beiden 76-Jährigen an die Aussage, sie seien Übungsleiter, nicht mehr ran. "Früher ja, aber in unserem Alter..." Erst als Kerstin, die Tochter, interveniert, gestehen die sportlichen Senioren, dass sie schon sehr an ihrem Verein hängen und eine Menge für diesen tun. Nach wie vor - und vor allem im Hinblick auf die Nachwuchsarbeit.
Dienstags zum Beispiel ist Lauftraining am Ratswall. Lothar Finze hat dann alle Altersklassen des Vereins beisammen und treibt seine Sportler konditionell gesehen bis zum Äußersten. Sie, Christa Finze, ist mit dabei und unterstützt ihren Mann. "Wir machen schon immer sehr viel zusammen", bestätigt der gebürtige Köthener. "Wir liegen eben auf einer Wellenlänge."
Donnerstags geht's dann in die Halle. Erst kommen die Kleinen. Zurzeit sind die Jüngsten, die Finzes betreuen, zehn. Danach "die alten Knöppe", lacht er. Zum Seniorensport treffen sich ehemalige Aktive, aber auch die Großeltern der Vereinskinder. Oder einfach nur Leute, die Spaß an der Bewegung haben.
Dass die Eheleute Finze ihren Spaß haben, den hiesigen Biathlon-Nachwuchs sportlich nach oben zu bringen, ist unstrittig. Seit 1963 / 64 machen sie das. Damals hatten sie gerade ihre eigenen sportlichen Aktivitäten zurück gefahren und genügend Zeit, sich voll und ganz auf ihre Übungsleitertätigkeit zu konzentrieren. "So etwas kann man nur machen, wenn der Partner das toleriert und mitzieht", weiß sie. Christa Finze, die gelernte Verkäuferin, ist fast ihr gesamtes Berufsleben verkürzt arbeiten gegangen. Für ihr gemeinsames Ehrenamt ein Segen.
Wenn ihr Mann um fünf, halb sechs nach Hause kam, waren die Vereinssitzungen oftmals vorbei. Dann ist sie dort gewesen und berichtete ihm. "Die freie Zeit, die man hat, wenn man berufstätig ist, geht komplett für den Sport drauf." So zumindest bei Lothar Finze, der bei Förderanlagen in der Berufsausbildung als Lehrmeister beschäftigt war, und bei seiner Frau. "Aber wir bereuen nichts, nicht eine Minute. Rückblickend betrachtet haben wir noch zu wenig gemacht." Er lacht, sie rollt mit den Augen: "Der Tag hat aber nur 24 Stunden." Dabei hätten es mehr sein können. Bei der Aufgabenfülle, die beide im Verein bis heute zu bewältigen haben. Er war und ist der Skimonteur der Köthener Wintersportler. Neue Bindungen? Bei Lothar Finze, dem gelernten Schiffbauer, sind sie in den besten Händen.
Oder wenn Bindungen an ein neues Schuhmodell angepasst werden müssen, auch das erledigt er gewissenhaft. Er bessert nach einem harten Wettkampf- oder Trainingstag auch die Schäden am Ski aus. Oder präpariert die Laufsohlen. Mit Interesse verfolgt er, welche Anforderungen Spitzensportler an ihre Techniker stellen. Kein Vergleich sei das zu früher, findet er. Alles Technische übrigens ist im Hause Finze Männersache. Christa Finze wiederum hat die Schlüsselgewalt für die Skihütte des Vereins im Thüringer Wald - und da hält er sich raus. Wenn jemand Interesse hat, sie zu nutzen, mit der Familie ein paar Tage auszuspannen, geht das einzig und allein über ihren Tisch. Sie weiß, wann die Hütte frei und wann sie belegt ist, was es kostet, dort zu nächtigen, und was es zu beachten gibt.
Wenn der Skiclub, wie am Wochenende am Edderitzer See, Wettkämpfe ausrichtet, geht das selten ohne Finzes. Sie werden als Kampfrichter gebraucht und sind in den meisten Fällen für den Start zuständig. Gucken, dass jeder pünktlich in der Loipe ist. Das funktioniert. Wenn Christa Finze noch zum Strafrundenzählen eingeteilt ist, strahlt sie. "Dadurch weiß ich immer, wie gut oder schlecht unsere Leute sind." "Es macht einfach Spaß, uns einzubringen. So lange das so ist", versichert er, "und wir gesund sind, machen wir das."