Ehrenamt als Selbstverständlichkeit
Bitterfeld/MZ. - Heidi Hirsch ist keine Frau, die gern über das redet, was sie tut. Sie packt es einfach an, ohne große Worte. Dafür wird die 59-Jährige von ihren Mitstreitern beim Kreisverband Bitterfeld der Arbeiterwohlfahrt (Awo) und bei der Bitterfelder Tafel geschätzt und bewundert. Doch das möchte sie eigentlich gar nicht. Heidi Hirsch ist froh, dass sie als ehrenamtliche Leiterin der Bitterfelder anderen Menschen helfen kann und steht nicht gern selbst im Rampenlicht.
Aber ihr großes, über das Normalmaß hinaus gehende Engagement, so finden ihre Kollegen der Awo, müsste einmal gewürdigt werden. Deshalb haben sie die fleißige Ehrenamtliche für die Auszeichnung "Helfer mit Herz" vorgeschlagen, die auch in diesem Jahr wieder von der MZ und der Kreissparkasse Bitterfeld an verdienstvolle Ehrenamtliche vergeben wird.
Vor etwa sieben Jahren hatte Hirsch einen Fernsehbericht über die Tafelarbeit in einer anderen Stadt gesehen, der sie sehr bewegt hat. Sofort kam ihr der Gedanke, ein solches Projekt auch in Bitterfeld zu initiieren. Sie sprach mit Awo-Geschäftsführerin Sabine Ameling über ihre Idee. Nach kurzer Zeit war klar, dass das Projekt umgesetzt und die Awo die Trägerschaft der Tafel übernehmen wird. Nachdem der Vorstand des Awo-Kreisverbandes, dem Hirsch seit acht Jahren vorsitzt, den entsprechenden Entschluss gefasst hatte, wurden Nägel mit Köpfen gemacht. Es mussten ein geeignetes Gebäude und Sponsoren für die Tafel gefunden werden. Im Oktober 2000 schließlich wurden die ersten Lebensmittel an Bedürftige ausgegeben.
Heidi Hirsch arbeitet seit vier Jahren aktiv bei der Tafel mit. Da die arbeitslos war, konnte sie zunächst als ABM-Kraft und später als Ein-Euro-Jobberin im Tafel-Haus in der Jeßnitzer Straße fleißig mit anfassen. Als vergangenes Jahr die ABM-Stelle der Tafel-Koordinatorin wegfiel, erklärte sich Hirsch ohne große Umschweife bereit, diese Aufgabe als Ehrenamtliche zu übernehmen. "Das ist fast ein Full-Time-Job", sagt sie.
Bis zu acht Stunden verbringe sie jeden Tag mit ihrer ehrenamtlichen Arbeit, die sie geistig und körperlich topfit hält. Hisch akquiriert Sponsoren, erledigt den Bürokram, sortiert gemeinsam mit ihren Kolleginnen die Lebensmittel und weist die Leute ein, die bei der Tafel gemeinnützige Arbeit leisten müssen.
"Ich möchte ehrenamtliche Arbeit leisten", sagt die engagierte Frau, die eigentlich auch privat schon genügend zu tun hätte. Ihre Tochter habe gerade ihr zweites Kind bekommen und sei froh über die Unterstützung der Mama. Zudem habe Hirsch noch ihre 84-jährige Mutter zu betreuen. "Ich hab' voll zu tun", sagt die Diplomingenieurin für Chemieanlagenbau, die heute von Arbeitslosengeld II lebt. Neben ihren Ehrenämtern bei der Tafel und im Awo-Vorstand arbeitet Hirsch auch bei der Schiedskommission des Awo-Landesverbandes Sachsen-Anhalt mit. Das Ehrenamt sei für sie einfach eine Selbstverständlichkeit.
Kommentar Seite 8