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Echte Handwerkskost Echte Handwerkskost aus Roitzsch: Thomas Hänze ist einer der wenigen Sattler der Region

Von Sylvia Czajka 01.08.2017, 11:46
Thomas Hänze arbeitet konzentriert in seiner Werkstatt in Roitzsch. Seine Sattlerei ist ein Ein-Mann-Betrieb.
Thomas Hänze arbeitet konzentriert in seiner Werkstatt in Roitzsch. Seine Sattlerei ist ein Ein-Mann-Betrieb. André Kehrer

Roitzsch - Thomas Hänze ist bei seiner Arbeit der Faden noch nie gerissen, zumindest nicht der Geduldsfaden. „Wer in Hektik gerät, macht Fehler.“ Die kann sich der gelernte Täschner und Sattler nicht leisten. Hänze ist ein Ein-Mann-Betrieb.

Aufschwung und Untergang - für beides ist er selbst verantwortlich. In Roitzsch hat er seine Werkstatt, gleich am Haus. Die wurde früher als Garage genutzt. Heute riecht es hier nach Leim, Leinen und Leder. Home-Office ist angesagt - Hänze gehört zu den wenigen, die nicht mehr für ihren Job meilenweit auf Reisen gehen müssen.

Doch das war nicht immer so. Hänze hat alles schon erlebt. Vom Angestelltenverhältnis bis hin zur ABM und Ich-AG - das war früher. Mittlerweile ist der Täschner seit mehr als zehn Jahren selbstständig - arbeitet in die eigene Tasche.

Nach der Ausbildung begann eine lange Odyssee für den Handwerker

Handwerk hat goldenen Boden, heißt es. Doch für Sprücheklopfer hat der 47-Jährige nichts übrig. Er ist Realist, weiß aus Erfahrung: Wenn die Gesundheit mal nicht mitspielt, dann rollt auch kein Euro über den Ladentisch.

„Aber ich wollte es so. Das Leben läuft nicht nach dem Wunschprogramm.“ Bei seinem Onkel stand Hänze junior schon in Roitzsch in der Werkstatt.

Bei ihm bekam er Appetit auf mehr Handwerkskost. So, dass er 1987 in Schwerin seine Lehre zum Facharbeiter für Lederwaren startete und abschloss. Danach begann eine Odyssee, wie sie viele Handwerker nach der Wende erlebt haben.

Auch Hänze blieb in Unruhe zwischen Ost und West. Was ihm wichtig ist: die Familie steht hinter ihm, ist wichtiger Halt. Jetzt ist er angekommen, sein Handwerk anerkannt. Es gibt nicht mehr viele Sattler oder Täschner - nicht mehr viele seines Fachs. Handarbeit ist gefragt, seine Auftragsbücher sind gut gefüllt.

Kunden kommen sogar aus Halle und Leipzig vorbei

Von der Handtasche über den Oldtimer-Autositz bis hin zum Bootssegel oder der Ösen-Verstärkung für die Bayern-München-Fahne - Hänze näht, nietet, nagelt. Nur Sattel eben nicht. Das ist nicht sein Fachgebiet.

Routine komme nie auf. Er liebt das Gespräch mit seinen Kunden, die sogar von Halle und Leipzig herüber kommen. Dafür nimmt er sich Zeit. Der erste Eindruck sei es, der zählt.

Das treffe auf beide zu: auf Auftraggeber und -nehmer. Thomas Hänze ist eigentlich nicht aus der Ruhe zu bringen. Konzentration fordert Körper und Geist. „Sonst könnte ich diesen Beruf nicht ausüben.“

Fips, der Werkstatthund ist immer dabei

Aber es gibt noch einen ruhenden Pol in der Sattlerei. Der hört auf den Namen Fips. „Er ist mein Werkstatthund“, erzählt Hänze. Der möchte den Dackel nicht mehr missen. 16 Jahre ist Fips mittlerweile alt, hat schon viel erlebt.

Jetzt genießt er das Seniorenleben. Wenn die Hänzes von Urlaub sprechen, dann sind es „Dackelferien“. Denn verreisen sei mit Fips kaum noch möglich. „Also bleiben wir zu Hause“, sagt Hänze.

„Ich glaube, ich habe die richtige Berufswahl getroffen“, überlegt der Roitzscher. Der Schritt in die Selbstständigkeit sei zwar nicht leicht gewesen. „Doch was ist heute schon leicht. “ (mz)

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